Die Geschichte zum kanariengelben Tiffany Diamanten ist im Vergleich zu anderen berühmten Diamanten der Historie relativ jung und unspektakulär. Seit seinem Fund, mit einem Rohgewicht von 287,42 ct, in der südafrikanischen Kimberly Mine im Jahr 1878 ist er im Besitz von Charles Lewis Tiffany in New York, der den Diamanten für 18.000 US-Dollar kaufte und im Kissenschliff schleifen ließ. Es war Tiffany der übrigens das Logo der New York Yankees entwarf. Für eine Gravur in einen Pokal setzte er die beiden Buchstaben "NY" zu einem weltberühmten Logo ineinander. Talent zeigte Tiffany in der Bestimmung seiner Designer. Ob Paloma Picasso, Elsa Peretti oder Frank Gehry, Tiffany präsentiert sich immer State of the Art. Auch zeigte Tiffany Spürsinn in der Auswahl einer Identifikationsfarbe für seine Marke. Eine Verpackung in diesem unverkennbaren Türkis assoziiert jeder sofort mit Tiffany.
Hingegen spektakulär und neu ist das Marketing das Tiffany mit dem gelben Diamanten verfolgt. Charles L. Tiffany war der Vorreiter von firmenbezogenen Image-Diamanten. Keine Monarchen oder Staaten sind die Eigentümer, sondern namhafte Weltmarken wie DeBeers, Bulgary oder Cartier haben nach Tiffany ihren eigenen einzigartigen Diamanten. Dabei handelt es sich immer um Neufunde. Den blauen Wittelsbach Diamanten hingegen hat der britische Juwelier Laurence Graff erworben, den Stein 2009 umschleifen lassen und ihn dann den Wittelsbach-Graff genannt.
Tiffany setzt in seiner Vermarktung auf ein personenbezogenes Marketing, was bei einer Präsentation immer dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Erstmals trug Mrs. E. Sheldon Whitehouse den gelben Diamanten an einem kurzen Collier anlässlich des Tiffany Feather Ball 1957 in New Port. 1961 wurde der Edelstein im Film „Frühstück bei Tiffany“ gezeigt und für Imagefotos zum Film und für Tiffany’s von Audrey Hepburn als kurzen Choker getragen. Schmuckdesigner Jean Schlumberger entwarf diese Collierform, in der der Diamant separat als Brosche herausgenommen werden konnte. Für eine Schlumberger-Retrospektive im Musée des Art Décoratifs 1995 in Paris wurde der Tiffany zusammen mit einem Vogel in eine Brosche gesetzt. Dieses Schmuckstück trug den Titel „Bird on a Rock“ und wird noch heute in Abwandlung mit anderen besonders großen Farbedelsteinen von Tiffany produziert. 2019 trug Lady Gaga den Tiffany wieder in einer kurzen Collierform als Anhänger zur 91. Oscar Verleihung. Dieser Auftritt wurde allein in den USA von 29,6 Millionen Zuschauern gesehen.
2021 lanciert Tiffany die Kampagne „About Love“. Fotograf Mason Poole setzt den Tiffany Diamanten an einer langen Sautoirekette mit weißen Diamanten und das in tiffanytürkis gehaltene Gemälde von Jean-Michel Basquiat zusammen mit Sängerin Beyonce und ihrem Mann Jay-Z in Szene. Dabei wird der gelbe Diamant zum ersten Mal in der Geschichte von Tiffany in einer Werbekampagne eingesetzt und das Gemälde „Equals Pi“, das Basquiat 1982 malte, als Premiere der Weltöffentlichkeit gezeigt.
Der 1886 von Charles L. Tiffany eingeführte Verlobungsring mit einem Solitär Diamanten stellt bis heute das Kerngeschäft der Weltmarke dar und hat in den Vereinigten Staaten sogar die eigene Tradition geschaffen, dass die Frage aller Fragen kniend mit einem weißgoldenen Tiffany-Ring und einem Tiffany-Diamanten in einer türkisfarbenen Box gestellt wird. Auch wird die Nachhaltigkeit 2021 bei Tiffany im Marketing thematisiert. Die eingesetzten Diamanten werden verantwortungsvoll beschafft und die Herkunft ist verfolgbar. Tiffany erfindet sich immer wieder neu und hebt sich dabei von allen anderen Luxusmarken ab:
It’s cold outside of Tiffany‘s!
Emil Juchem beschrieb den Tiffany wie folgt: „Der Schliff ist außerordentlich schön und sorgfältig ausgeführt.“
Reproduktion in Gelbquarz, 105 ct, von Emil Juchem.
Markus Ehrhard für Foto und Kontent.
Nachtrag:
Am 10. März 2022 hat mich ein Brief des Autors Klaus Eberhard Wild erreicht, das Buch "Historische Diamanten - Mythos und Legenden und die Kunst der Reproduktion - Die Sammlung Juchem-Ehrhard" befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Druck. Seine Antworten auf meine Fragen zu seinem Zeitungsartikel „Wie Duplikate von Diamanten ihren Weg in die Welt fanden“ der Rheinzeitung vom 26.02.2022 möchte ich in diesem Nachtrag wiedergeben, da sie entscheidende Informationen liefern, die im Laufe meiner Recherche nicht geklärt werden konnten. Im Folgenden ein Auszug aus diesem Brief:
Wie im Buch "Historische Diamanten - Mythos und Legenden und die Kunst der Reproduktion - Die Sammlung Juchem-Ehrhard" auf Seite 25 benannt, arbeitete Emil Juchem bereits in den 1950er-Jahren unter anderem auch mit dem Vater von Klaus Eberhard Wild, Georg O. Wild in Idar-Oberstein. Aufgrund von Herrn Wild bereitgestellten und datierten Fotos (siehe unten) wurden bereits 1955 Sammelkästen mit 12, 20 und 31 Reproduktionen von Juchem zusammengestellt, die von den Edelsteinhändlern dann verkauft wurden. Der genannte Mr. Platt von Tiffany hat demnach, wie Herr DeWitt von DeBeers, genaue Schleifanleitungen zur Reproduktion bereitstellen können. In der Vorstellung des Tiffany auf Seite 75 im Buch kann nun ergänzt werden, dass Emil Juchem, Edelsteinschleifer aus Wirschweiler, auch für Tiffany selbst Reproduktionen angefertigt hat.
Markus Ehrhard
Addendum:
As already mentioned in the book on page 25, Emil Juchem was cooperating with Klaus Eberhard Wild's father, Georg O. Wild, in Idar-Oberstein in the 1950s. On the basis of photos provided and dated by Mr. Wild, collection boxes with 12, 20 and 31 reproductions cut by Juchem were put together as early as 1955, which were then sold by the gemstone dealers. The aforementioned Mr. Platt from Tiffany was able to provide precise cutting instructions for the reproduction, like Mr. DeWitt from DeBeers. In the introduction to the Tiffany on page 75 in the book, it can now be added that Emil Juchem, gemstone cutter from Wirschweiler, also made reproductions for Tiffany himself.
Markus Ehrhard