Der Diamant- und Edelsteinschleifer Emil Juchem bezeichnete den Polarstern in seiner Beschreibung „von reinstem Wasser“ und meinte damit, dass der Diamant von seiner Klarheit besonders sauber und makellos ist. Er gilt als „Reinster der Reinen“ aufgrund seiner absoluten Farblosigkeit.
Das Fehlen von Verunreinigungen durch Stickstoff, Bor und Wasserstoff macht den Diamanten chemisch rein und vollkommen farblos. Auch ist die Kristallstruktur perfekt geformt, ohne plastische Verzerrungen. Man geht davon aus, dass Rohdiamant die perfekte Form des Oktaeders hatte. Strukturelle Verzerrungen im Diamanten können dem Edelstein auch seltene, ausgefallene Farben verleihen, indem sie das Absorptionsspektrum des Diamanten ändern.
Die ersten Aufzeichnungen zu einem dokumentierten Besitz gehen auf Napoleon Bonapartes Bruder, Joseph Bonaparte im Jahr 1806 zurück. Für 52.500 Franken habe dieser den Diamanten von einem Herrn Morton erworben. Danach ging er in den Besitz der russischen Prinzessin Tatjana Youssoupoff (die Nichte von Grigory Alexandrovich Potemkin, dem Besitzer des Eugénie Diamanten), die den Diamanten 1924 über Cartier in Paris an Lady Deterting verkaufte, die Witwe des Gründers von Royal Dutch Shell. Ein anonymer Sammler aus Sri Lanka, wohl ein Edelsteinhändler, ersteigerte 1980 bei Christie‘s den Polarstern für 4,6 Millionen US Dollar.
Der Polarstern erhielt seinen Namen in Anlehnung an Polaris, dem Nordstern. Der Kissenschliff zeigt einen achtstrahligen Stern auf der Rückseite und sei so perfekt ausgeführt, dass der Diamant von alleine auf der Culet stehen bliebe.
Vor seiner Versteigerung 1980 wurde der Polarstern vom Gubelin Gem Insititut in Genf begutachtet und die Erkenntnisse zur absoluten Klarheit veröffentlicht. Leider blieb eine Anfrage bezüglich der exakten Abmessungen des Polarsterns unbeantwortet.
2006 wurde der Polarstern Motiv eines Gemäldes des Londoner Künstlers Damien Hirst. Dieses Kunstwerk wurde 2001 für $ 362,500 bei Christie’s in New York versteigert.
Reproduktion in Edeltopas, 45,84 ct, von Rolf Ehrhard, Allenbach.
Es findet sich keine Sammlung historischer Diamanten ohne den Polarstern. Obwohl er mit vermutlichen 21 x 20 mm sicherlich nicht zu den Großen zählt, ist nicht zuletzt seine absolute Makellosigkeit Auslöser der Faszination.
Wie bei allen Reproduktionen gibt es unterschiedliche Auffassungen zur Größe. Da der Nachschliff in Edeltopas 4,48 ct schwerer ist, ist davon auszugehen, dass die originale Größe etwa ca. 10% kleiner ist.
Bei den meisten Nachschliffen fehlt schlichtweg der achtstrahlige Stern der von der Culet ausgeht. Erst auf dem Kunstwerk von Damien Hirst sind diese feinen Facetten abgebildet.
Links: Rudolf Dröschel, Idar-Oberstein, 1970ger, Bergkristall, 41,36 ct.
Rechts: Rolf Ehrhard, Allenbach. Februar 2021. Edeltopas mit blauer Fluoreszenz, 45,84 ct.
Die Abbildung zeigt zwei Nachschliffe der Juchem-Ehrhard-Sammlung. Links eine Anfertigung von Rudolf Dröschel, Idar-Oberstein, in Bergkristall. Bei dieser Reproduktion fehlt zum Beispiel der achtstrahliger Stern. Vermutlich war der Bergkristall zu weich um diese hauchfeinen Facetten zu setzen. Und rechts eine Anfertigung in Edeltopas von Rolf Ehrhard, Allenbach, und Stephan Jahke, Idar-Oberstein. Auf der Abbildung ist bereits der Unterschied der Brillants der Edelsteine gut zu erkennen. Der Topas wirkt scharfkantiger und definierter, der Bergkristall hingegen weniger kontrastreich.
Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.