English version below
Im Mai 2021 wurde ich von Herrn Graf aus Füssen mit der Bitte kontaktiert, eine Einschätzung einer Sammlung historischer Diamanten mit Reproduktionen aus Bergkristall zu geben.
Bereits auf dem ersten Foto konnte ich sofort erkennen, dass es sich um eine Anfertigung meines Großvaters, dem Edelsteinschleifer Emil Juchem, handelte. Und noch besser, der Sammelkasten mit der klassischen Anordnung von 31 Nachschliffen war in der roten Verkleidung. Also eine Anfertigung aus dem Jahr 1955, als er, wir vermuten maximal fünf Schatullen in der Idar-Obersteiner Verpackungsfirma August Schmelzer zum ersten Mal hat anfertigen lassen. Eine dieser fünf Sammlungen ist nach der Sendung "Bares für Rares" wieder zurück in die Familie gekauft worden, eine weitere ist in der Edelsteingallerie Korb in Katzenloch ausgestellt. Und nun eine dritte rote Schatulle!
Nach Angaben von Herrn Graf war diese Sammlung ein Geschenk an seine Frau, die für ihre langjährige Tätigkeit als Fachverkäuferin für den Füssener Juwelier Walter Schropp zur Geschäftsauflösung 1993 damit gewürdigt wurde. Leider konnte nicht mehr ermittelt werden, wann und von wem der Herr Schropp diesen Sammelkasten erwarb. Ein damaliger Verkauf lief vermutlich über den Idar-Obersteiner Edelsteinhändler Albert Ruppenthal.
Schnell wurden wir uns über einen Preis einig und mich erreichten diese Edelsteine einen Tag vor meinem Geburtstag in einem äußerst gepflegten und sehr guten Zustand. Auch die Art wie sorgfältig und liebevoll jeder einzelne Stein in Watte und Papier mit handgeschriebenen Bezeichnungen versendet wurde, zeigte mir, dass diese Sammlung über Jahrzehnte mit Respekt und Achtung gepflegt wurde.
Anhand der Schliffe konnte herausgefunden werden, dass Emil Juchem über einen Zeitraum vom 1955 bis ca. 1962 diese Sammlung zusammengestellt hat. Der Dresden Grün wurde in grünem Glas und der Blue Hope in der Synthese Verneuil-Spinell geschliffen. Der Florentiner wurde in weißem Bergkristall geschliffen, also noch nicht in Citrine. Auch zeigen die spitz zu facettierten Vorder- und Rückseite dieses anspruchsvollen Nachschliffes noch keine gescherten Facetten, wie sie 1962 von Herrn DeWitt von DeBeers meinem Großvater angegeben und ab dann auch so ausgeführt wurden. Der Tiffany wurde von Juchem in einem sauberen Citrine geschliffen und zeigt die exakten Abmessungen, die er von Henry B. Platt von Tiffany selbst erhalten hatte.
Interessant wird Sammlung durch die Betrachtung des Schah. Juchem bezog sich bei seinen Reproduktionen auf die Abbildungen im Buch "Diamonds - Famous, Notable and Unique" von Robert M. Shipley. Auf Seite 111 wird eine Reproduktion gezeigt, die eine rechteckige Barrenform aufzeigt, die Juchem auch so reduziert interpretiert hat. Die Ausführung in dieser Sammlung nun zeigt eine modifizierte und definiertere Version des Schah, die sich mehr an der originalen Form orientiert. Auch diese Anfertigung zeigt keine der drei Gravuren.
Fazit: Juchem hat nie einen Kasten nach dem anderen geschliffen, sondern er schliff so wie er entsprechende Rohsteine fand, ohne größeren Verlust in den Größen, in mehrere dieser Schatullen. Daher können wir annehmen, dass Emil Juchem zeitgleich an mindestens fünf dieser Sammlungen von 31 Reproduktion arbeitere und im Durchschnitt fünf Jahre gebraucht hat, um sie zu komplettieren.
Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.
In May 2021, I was contacted by a Mr. Graf from Füssen, Germany, with a request for an assessment of a collection of historical diamonds with reproductionscut in rock crystal.
I could already see from the first photo that it was made by my grandfather, the gem cutter Emil Juchem. And even better, the collection box with the classic layout of 31 reproductions was covered in red. So a production from the year 1955, when he, we suspect, had a maximum of five boxes made for the first time in the Idar-Oberstein packaging company August Schmelzer. One of these five collections was bought back into the family after the "Bares für Rares" show, and another is on display in the Korb gemstone gallery in Katzenloch. And now a third red box!
According to Mr. Graf, this collection was a gift to his wife, who was honored for her many years of work as a specialist saleswoman for the Füssen jeweler Walter Schropp when the business was liquidated in 1993. Unfortunately, it could no longer be determined when Mr. Schropp acquired this collection box. We persume that this collection was dealed by Albert Ruppenthal from Idar-Oberstein.
We quickly agreed on a price and these gemstones reached me the day before my birthday in an extremely well-kept and very good condition. The way in which each individual stone was carefully and lovingly shipped in cotton wool and paper with handwritten labels also showed me that this collection has been cared for with respect and esteem over the decades.
Based on the cuts, it was found out that Emil Juchem compiled this collection over a period from 1955 to around 1962. The Dresden Green was in cut in green glas and the Blue Hope was cut in the synthetic Verneuil-Spinell. Florentine was cut in white rock crystal, not yet in citrine. Also, the pointed faceted front and back of this demanding cut do not yet show any sheared facets, as indicated by Mr. DeWitt from DeBeers to my grandfather in 1962 and then also carried out in this way. The Tiffany was cut in a clean citrine by Juchem and shows the exact dimensions given to him by Mr. Henry B. Platt of Tiffany himself.
The collection becomes interesting when you look at the Shah. For his reproductions, Juchem referred to the illustrations in the book "Diamonds - Famous, Notable and Unique" by Robert M. Shipley. On page 111 a reproduction is shown that shows a rectangular bar shape, which Juchem also interpreted in a reduced way. The execution in this collection now shows a modified and more defined version of the Shah, which is more in line with the original form. This production also shows none of the three engravings.
Conclusion: Juchem never cut one box after the other, but instead cut several of these boxes as he found the corresponding rough stones, without any major loss in size. Therefore we can assume that Emil Juchem worked n five collections at a time and needed up to five years to complete such a collection of 31 reproductions.
Copyright Markus Ehrhard for photo and content.