Der Weiße Sachsen

Der Weiße Sachsen Diamant ist auch als Dresden Weiß, sozusagen als Pendant zum Dresden Grün, als historischer Edelstein deutscher Geschichte bekannt. August der Starke wird als erster offizieller Besitzer des antikförmigen Diamanten genannt. Er soll die bis dato höchste Summe für einen Diamanten gezahlt haben. Die Herkunft des Edelsteins ist nicht überliefert oder dokumentiert.

 

Sein Sohn und Nachfolger Friedrich August II. ließ sich um 1746 dann von seinem Hofgoldschmied André Jaques Pallard den Weißen Sachsen zusammen mit dem Dresden Grün in den Orden des Goldenen Vlieses fassen. Da seine Nachkommen nicht mehr in diesen Orden aufgenommen wurden, wurde zunächst von Franz Michael Diespach und später von Christian August Globig der Weiße Sachsen in eine eigene Epaulette mit einer Gesamtlänge von 20,4 cm gesetzt.

 

Wie auch der Dresden Grün wurde der Weiße Sachsen 1945 als russische Kriegsbeute aus dem Grünen Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses entwendet und 1958 wieder von der Sowjetunion in die Sammlung der Sächsischen Kronjuwelen zurückgegeben.

 

Es ist dokumentiert, dass Emil Juchem auch den Weißen Sachsen reproduzierte. Es befinden sich ein Nachschliff im Archiv des Deutschen Mineralienmuseum in Idar-Oberstein sowie in einer einmaligen Anfertigung einer großen Sammlung mit insgesamt 41 Reproduktionen.

 

Erst im Jahr 1966 diente ihm eine Abbildung der gesamten Epaulette nach Globig auf Seite 26 im Buch Diamonds Famous, Notable and Unique von Laurence L. Copeland als Referenz. Zuvor berief er sich in seinem Manuskript lediglich auf die Beschreibung des Diamanten durch einen unbekannten Autor. In seiner Beschreibung geht Juchem noch davon aus, dass sich der Weiße Dresden zusammen mit dem Dresden Grün in russischer Kriegsbeute befindet. Das bestätigt die Annahme, dass Juchem sein erstes Manuskript noch vor der Rückgabe der russischen Kriegsbeute im Jahr 1958 verfasste.

 

Am Montagmorgen des 25. November 2019 wurden 31 Schmuckstücke der Sächsischen Kronjuwelen mit insgesamt 4.300 Diamanten in einem spektakulären Einbruch aus dem Grünen Gewölbe geraubt. Unter dem Namen Epaulette ermittelte eine Sonderkommission der Dresdner Polizeibehörde im Dezember 2022 dann sechs Tatverdächtige, die sich nach ihrer Festnahme bereit erklärten, einen großen Teil der Beute im Gegenzug für eine Strafmilderung zurückzugeben. Leider waren die meisten Schmuckstücke sehr stark beschädigt, da man bereits mit Zangen und Sägen die Diamanten aus den Goldfassungen herauslöste. Auch wurde die Epaulette mit dem Weißen Dresden geraubt. Dieses Schmuckstück ist von enormer historischer Bedeutung für die deutsche Geschichte und tauchte bei den Festnahmen nicht mehr auf.

 

Der Nachschliff des abgebildeten Weißen Sachsen wurde von Edelsteinschleifer Rolf Ehrhard in Zusammenarbeit mit dem Lapidaer Armin Schappert geschliffen. Schappert facettierte die Reproduktion nicht frei Hand, wie die anderen Reproduktionen der Juchem-Ehrhard Sammlung, sondern mit Hilfe einer Halterung ähnlich dem Werkzeug mit dem von Emil Juchem entwickelten Dobben auf einer horizontal rotieren Schleifscheibe. Dabei zeigte sich, dass diese Steingröße bereits die maximale Größe ist, die mit dieser Schleiftechnik zu bewerkstelligen ist. Es zeigte sich zudem bei einem ersten Schliff, dass eine Umsetzung in Edeltopas mit den ermittelten Massen mehr klare Durchsicht als Reflexionen der Facetten zeigte. Mit einer Tiefe von 14,2 mm anstatt der historischen Vorgabe von ca. 12,0 mm, zeigt diese Reproduktion nun eine funkelnde Brillants durch mehr Tiefe. In diesem Fall ist das als Kunstgriff zu verstehen, der vor die Korrektheit zum Original gestellt wurde und erklärt den großen Gewichtsunterschied von 26,52 ct.

 

Foto und Kontent: Markus Ehrhard