Markus Ehrhard, der Designer von ORNITO, ist in Idar-Oberstein aufgewachsen. Sein familiäres Umfeld ist geprägt von Edelsteinschleifern, Graveuren und Goldschmieden. Der Großvater mütterlicherseits, Emil Juchem, war Edelsteinschleifer und war für Nachschliffe historischer Diamanten bekannt. Ehrhards Vater hat ebenfalls als Edelsteinschleifer unter anderem auch in Brasilien und Mosambik gearbeitet. Früh erkannte Markus Ehrhard den hohen Anspruch den das Material Edelstein und Edelmetall, und später auch der Anspruch seiner Kunden, verlangte. Diese Ansprüche wurden zu seinem Maßstab.
Die kleine Stadt Idar-Oberstein, im idyllischen Hunsrück, ist weltweit der Begriff für Schmuckanfertigungen auf höchstem Niveau. Ehrhard vertraut in der Schmuckstadt auf generationsübergreifende Kontakte, die erst diesen individuellen und ausdrucksstarken Schmuck für Männer und Frauen umsetzbar machen.
Im Folgenden erklärt Ihnen Markus Ehrhard anhand eines Wirbelknochens einer Pythonschlange die einzelnen Entwicklungsstufen von der Idee bis hin zum fertigen Schmuckstück.
"Im Schmuckdesign ist alles entworfen. Daher ist mein Anspruch eine Aufwertung oder auch neue technische Umsetzung einer bereits vertrauten und gewohnten Sache. Dadurch entsteht immer wieder etwas Neues. In einem Lernprozess habe ich Techniken entwickelt fragile Objekte, die in dieser Form als Schmuck untragbar waren, abzuformen und diese dann so genau wie möglich als solides Objekt in Silber zu gießen.
Organische Objekte, wie Haizähne, Bärenkrallen oder Klapperschlangenrasseln verbrannten oder brachen damals in der Abformung durch Vulkanisieren.
Die Lösung war eine schonende Silikonabformung bei Raumtemperatur. Dabei wird das natürliche Objekt, in diesem Fall der Wirbelknochen einer Python, mit einem Gusskanal in einen Silikonblock eingegossen.
Innerhalb von 24 Stunden bindet das Silikon unter Vakuum direkt am Objekt ab. Der entstandene Formblock wird in zwei Hälften aufgeschnitten und das originale Objekt kann herausgelöst werden. Übrig bleibt die Negativform in Silikon.
In diesen Hohlraum wird nun flüssiger blauer Wachs eingefüllt und wieder unter Vakuum gesetzt, so dass der Wachs an der Außenwand abkühlen kann. Ist einmal eine Silikonform erstellt, kann das Objekt zig Tausend mal vervielfältigt werden, und das ohne Einbußen an der Form und Struktur des abzuformenden Objektes.
Die einzeln gegossenen Wachsmodelle werden zu einem sogenannten Gußbaum zusammengesetzt. In einer Cartouche wird dieser nun mit feinstem Kalk ummantelt und so stark erhitzt, dass der Wachs verdampft und sich der Kalk verfestigt.
In diese Hohlform wird unter Vakuum und in einer Rotation, die einen Druck von 2 bar erzeugt, das flüssige Silber eingegossen.
Da die Modelle von ORNITO immer massiv und solide sind, werden die Güsse schrittweise abgekühlt, damit der heiße Kern, oft noch flüssig, nicht die Außenform verändert. Würde man zum Beispiel einen Würfel mit geraden Flächen gießen, so würde sich dieser bei schnellem Abkühlen in den Flächen nach innen zusammenziehen.
Die einzelnen Objekte können nun vom Gußbaum abgetrennt und versäubert werden. Mit diesem aufwändigen Verfahren ist eine Abformung mit einer Detailgenauigkeit von 1/100stel Millimeter möglich. Jede Pore, kann mit dieser Methode in Bronze, Silber und Gold abgeformt werden.
Durch schmirgeln, bürsten, sandstrahlen oder polieren kann nun die Oberfläche und die Erscheinungsform des Schmuckstückes gestaltet werden.
Im Falle des Pythonwirbels wurde der Silberguss zunächst gebürstet, um scharfe Kanten und Spitzen zu begradigen. Danach wurde jeder Wirbel einzeln in einer Lauge geschwärzt, um wieder mit einer feinen Stahlwolle edle Highlights herauszuarbeiten und die vertieften Stellen dunkel zu lassen. Gerne erzeuge ich diese Kontraste, die sofort fragen lassen, wie oder was da gemacht wurde.
Das Silber von ORNITO hat von 1000 Anteilen 935 Teile Silber, also 10 Teile mehr als das handelsübliche Sterlingsilber. Der Farbton ist im Vergleich edler und wertiger, und beim Tragen entsteht eine besondere und unverwechselbare Patina, die dem Schmuck Charakter und Ausdruckskraft verleiht. Schmuckstücke, an denen nicht gelötet wurde, werden daher mit 935 punziert und werden bewusst nicht rhodiniert. Ein nachträglicher Silberüberzug würde den Anhänger blechig und somit billig aussehen lassen.
Natürlich ist das neueste Modell, das ich selber teste, auch immer das absolute Lieblingsstück. Der Schlangenwirbel funktioniert schon wunderbar als einzelnes Schmuckobjekt. Durch mein Streben eine Sache weiter aufzuwerten, habe ich in diesem Fall eine ganze Reihe von Wirbeln gegossen und diese dann, in der natürlichen Funktionalität dieses Knochens, aufgefädelt.
Dabei wirken die beiden Endstücke als integrierter Verschluß, die ineinanderpassen. Als Gag habe ich einen Wirbel in 750er Gelbgold gegossen und als "Prothese" eingesetzt.
Nur in Idar-Oberstein habe ich die Möglichkeiten ein Schmuckstück dieser Art umsetzen zu können...bis auf die Tatsache, dass bei uns im Hunsrück zum Glück keine Pythonschlangen in der Natur vorkommen."
Ihr
Markus Ehrhard
ORNITO
Tel: 0651 - 996 323 61