Das Künstler-Dreieck

The artists Markus Ehrhard, Roland Göttert and Gerd Edinger
The artists Markus Ehrhard, Roland Göttert and Gerd Edinger

Das Künstler-Dreieck

Im Rahmen der zwei Beiträge des im November erscheinenden Birkenfelder Heimatkalender 2025 zu den Künstlern Roland Göttert und Gerd Edinger aus Katzenloch, traf sich der aus Allenbach stammende Designer, Autor und nun auch bildschaffende Künstler Markus Ehrhard zu einem gemeinsamen Gespräch.

 

Markus Ehrhard: Nachdem ich Euch beide in mehreren Einzeltreffen für die Artikel im Heimatkalender intensiver kennenlernen durfte, wundert mich doch eine Tatsache: Katzenloch liegt sehr idyllisch, eingebettet im Idarbachtal, zwischen dem Silberich, der Sensweilerter Höhe und der Wildenburg. Aber vom Lichteinfall ist es, besonders im Winter, mit Abstand der dunkelste Ort in der Umgebung. Warum wohnt Ihr beide in unmittelbarer Nachbarschaft in Katzenloch?

 

 

Roland Göttert: Bei mir ist es Zufall. Ich bin zwar im Wiesbadener Stadtteil Katzenloch geboren, aber meine Frau und ich haben während meiner Tätigkeit als Kunsterzieher am Gymnasium Heinzenwies in Idar-Oberstein in Katzenloch das richtige Haus für meine Familie mit einem Atelier gefunden.

 

Gerd Edinger: Meine Motivation sich in Katzenloch niederzulassen formuliert sich anders, und zwar aus der Spiritualität und der Metaphysik. Es waren Schwingungen und Frequenzen, also Energien, die mich an diesen Ort geführt haben und mich hier schaffen lassen. In der jahreszeitlich verdunkelten Abgeschiedenheit von Katzenloch hat für mich das gepflegte Innehalten und das analytische Denken einen fruchtbaren Boden. Und Markus, begann Dein Werdegang zu kreieren nicht auch in Allenbach?

 

Markus Ehrhard: Ich durfte im Alter von 12 Jahren in Allenbach im Studio des Industriedesigners Gerhard Koch experimentieren. Er sagte mir damals, wenn du Modedesigner werden möchtest, musst du diesen Beruf von Grund auf lernen. Und so habe ich zunächst als Schneider bei Escada in München den Beruf des von der Pike auf gelernt. Meine gesamte Ausbildung, inklusive Design-Studium mit Kunstgeschichte an der Fachhochschule in Trier, dem Praktikum bei Birkenstock und meiner Assistenzzeit bei Philip Treacy in London, dauerten dann neun Jahre. Gerd, Du bist in Allenbach zur Lehre gegangen?

 

Gerd Edinger: Mein Geburtshaus in Sensweiler wurde 1965 vom dem Allenbacher Bauunternehmer Kurt Art renoviert und über diesen Kontakt bin ich zu ihm in die Lehre zum Maurer. Im Fach Bauzeichnen in der Berufsschule In der Au in Oberstein bin ich dann zur Zeichnung gekommen. Das war mein Anfang. Roland, Du hast noch früher begonnen?

 

Roland Göttert: Ich formte in der Schule schon mit acht Jahren den Kopf des Kasperles aus Ton. Der wurde sogar in einer Fachzeitschrift über Schulisches Werken veröffentlicht. Figürliche Skulpturen faszinierten mich von Kind auf.

 

Markus Ehrhard: Bei euch beiden folgte dann das Studium. Roland, Du unter Erwin Schutzbach an der Werkkunstschule in Wiesbaden, und hast unter anderem 1965 auf der Darmstädter Sezession ausgestellt und 1972 an der 5. Dokumenta in Kassel mitgearbeitet. Und Gerd, Du hast in der renommierten Kunstakademie Düsseldorf studiert und hast dann das Atelier von Gerhard Richter übernommen. Allesamt fundierte Ausbildungen und tolle Referenzen. Wenn ich das als Designer und nun visueller Künstler sagen darf: Uns Drei eint das verinnerlichte Sehen.

 

Roland Göttert: Sehen heißt ja nicht nur wahrnehmen, sondern sich im Gestaltungsprozess auch dauernd zu korrigieren.

 

Markus Ehrhard: Das ist mir sofort in Deinen Aktzeichnungen aufgefallen, Roland. Du korrigierst deinen eben gezogenen Strich, ohne dabei abzusetzen. Das kenne ich nur bei ganz wenigen Künstlern und Designern.

 

Roland Göttert: …und diese Korrektur ist zusätzliches bildgebendes Element.

 

Gerd Edinger: Das Sehen dient zudem die Wahrnehmung zu ventilieren, also die Blickwinkel so zu verändern, um auch dahinter schauen zu können. Es ist ein permanenter Lernprozess.

 

Markus Ehrhard: Erkennt Ihr auch sofort an einer abstrakten Darstellung, ob eine künstlerische Ausbildung dahintersteht oder ein Autodidakt gearbeitet hat?

 

Roland Göttert: So habe ich mir die Frage noch nicht gestellt. Als Lehrer kann ich sagen, dass es Naturtalente im Zeichnen gibt und es gibt Geübte. Das Erlernen des Zeichnens geht nicht so tief ins Bewusstsein, wie das Erfahrene.

 

 

Gerd Edinger: Die Abstraktion in der Kunst birgt die Chance und die Gefahr, das zu sehen, was Du willst. Man erkennt das Talent in der Zeichnung. Aber die Kunst soll subtil sein. Es gilt, die optische Konsumption zu verhindern, über das Plakative zu sehen. Das Ding muss Seele haben, Du musst Neugier bei der Betrachtung spüren.

 

Roland Göttert: Die Erfahrung spiegelt, ob ein Bild Harmonie oder Disharmonie erzeugt. Es muss Spannung durch Hinzufügen oder Weglassen auslösen. Das führt zu dieser Neugier.

 

Markus Ehrhard: Euch beide verbindet auch ein gemeinsames Projekt?

 

Gerd Edinger: Roland und ich haben zusammen den sogenannten Friedens-Obelisk 2021 in Berschweiler geschaffen. Wir haben die Idee der Friedensbäume aus der Zeit um 1870 in eine neue Skulptur transponiert. Aus dem Holz der alten Eiche haben wir an ihrem Platz ein Zeichen der Kriegsmüdigkeit gesetzt.

 

Roland Göttert: Das Thema Frieden zeigt immer wieder Aktualität. Der Grundriss ist pyramidal und als Krönung sitzt das Peace-Zeichen als dreidimensionales Element in Metall. Es ist nun ein Platz der Begegnung und der Kommunikation.

 

Markus Ehrhard: In den Gesprächen habe ich zwei Männer mit ganz unterschiedlichen Künstlernaturen kennenlernen dürfen. Roland, dein Werk habe ich auf deiner Retrospektive im letzten Jahr in der Kunsthalle Art Affect in Berschweiler zum ersten Mal gesehen und ich muss sagen, es ist enorm umfangreich, weil Du alle bilddarstellenden Disziplinen der Deutschen Moderne von der Zeichnung über die Skulptur bis hin zur Installation, wie zum Beispiel auch die Gestaltung des Zang-Hauses in Birkenfeld, naturalistisch als auch abstrakt bedienst. Im Gegensatz zu einer Ausstellung hat eine Retrospektive eine reflektierende Wirkung auch auf den Künstler. Gibt es in diesem umfassenden Rückblick für dich ein bedeutsames Werk?

 

Roland Göttert: Das eine wichtige Werk sehe ich bei mir nicht. Für mich ist jede Arbeit ein wesentliches Element in meinem Ganzen. Ich habe fünf Kinder, da bevorzuge ich ja auch keinen einzelnen. Ich bin da sehr selbstzufrieden. Mir gefällt wirklich jede einzelne meiner Arbeiten.

 

Markus Ehrhard: Gerd, Dein Oeuvre ist, wie mit der Gestaltung des Steinkreises in Sensweiler und der damit fertiggestellten Steinskulpturenzeile des Köhlerpfades, ebenfalls groß und sehr umfangreich. Du gehst mit Deinen Arbeiten rein in die Abstraktion und mir fällt dabei auf, dass Du, wie ganz aktuell mit Deinen Gehstöcken, doch auch Schnittmengen mit dem Design zeigst.

 

Gerd Edinger: Kunst ist auch zweckgebunden. Alle Sinne sollen angesprochen werden. Ich gebe durch die Gestaltung nicht nur eine Ästhetik und Fragestellung, sondern auch eine Funktion mit Beantwortung und damit genau das, was ich als sinngebend beschreibe. Du hast ja nun vom Design zur Kunst gewechselt, Markus. Gibt es für Dich Unterschiede?

 

Markus Ehrhard: Ich unterscheide nicht in meiner Herangehensweise. Zuerst erzeuge ich immer ein Bild, ein Image, das mühelos wirken soll, es aber nicht ist. In der Pariser Haute Couture habe ich gelernt mein handwerklich erfahrenes und geübtes Umsetzen zu stilisieren und immer an die Grenzen des Machbaren zu gehen. Aber ich unterscheide in der Wirkung: Mit meinem Design gebe ich Möglichkeiten, wie man sein möchte. Und das ist immer mit Schönheit verbunden. Meine Kunst ist nicht immer schön, denn ich sage, wie und wer man ist. Aktuell zeichne ich an einer Serie zum Thema „Too Much Freedom“ („Zuviel Freiheit“).

 

Gerd Edinger: Apropos, Markus. Du hast im Artikel nach meinen Angaben formuliert, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz für mich kein Tabu darstellt. Das möchte ich revidieren. Ich sehe die KI mittlerweile als große Gefahr. Und das nicht nur, weil das künstlich erzeugte seelenlos ist, sondern es wird versuchen den Menschen zu versklaven.

 

Markus Ehrhard: Die KI ist in unserer Entwicklung logisch und unvermeidbar, und immer noch menschengemacht. Der Prozess ist nun extrem schnell und die Möglichkeiten zu mannigfaltig und überwältigend. Natürlich öffnet sie, wie das Internet oder die sozialen Medien auch, Tür und Tor für Missbrauch. Und deshalb bedarf es weltweit einheitlich geltenden Strukturen und Konturen. KI ist in unserem Fall die unermessliche Freiheit gestalterischer Möglichkeiten, und wir müssen uns, wie mit der freien Meinungsäußerung, erst an diese Libertät gewöhnen, uns sogar dazu überwinden. Nachdem wir demokratisch verstanden haben unsere eigene Meinung frei formulieren zu dürfen, lernen wir aktuell die freie Meinung des anderen auszuhalten. Und da halte ich es wie die Allenbacher: Machen wir das Beste daraus.

 

Roland Göttert: Ich brauche keine Künstliche Intelligenz.

 

Gerd Edinger: Wir müssen in der KI auf die Fragestellung achten.

 

 

Markus Ehrhard: Wie Du eben zur Abstraktion richtig gesagt hast, Gerd, es birgt Chancen aber auch Gefahren. Ich sehe die KI, wie übrigens auch Geld, als Abstraktum. Ich kann euch beiden versichern, die beiden Artikel für den Heimatkalender sind immer noch von mir selbst und von Hand geschrieben.

 

The Artist Triangle

As part of the two articles about the artists Roland Göttert and Gerd Edinger from Katzenloch for the Birkenfelder Heimatkalender 2025, which will be published this November, the designer, author and now also visual artist Markus Ehrhard met for a final talk.

 

 

Markus Ehrhard: After I was able to get to know you both more intensively in several individual meetings for the articles, one fact surprises me: Katzenloch is very idyllically located, nestled in the Idarbach valley, between the Silberich, the Sensweilerter Höhe and the Wildenburg. But in terms of light, especially in winter, it is by far the darkest place in the area. Why do you both live in the immediate vicinity of Katzenloch?

 

 

 

Roland Göttert: For me, it's a coincidence. I was born in the Wiesbaden district of Katzenloch, but my wife and I found the right house for my family with a studio in Katzenloch during my work as an art teacher at the Heinzenwies Gymnasium in Idar-Oberstein.

 

Gerd Edinger: My motivation to settle in Katzenloch is formulated differently, namely from spirituality and metaphysics. It was vibrations, frequencies and energies, that led me to this place and let me create here. In the seasonally darkened seclusion of Katzenloch, cultivated pause and analytical thinking have fertile ground for me. And Markus, didn't your career also start creating in Allenbach?

 

 

Markus Ehrhard: At the age of 12, I was allowed to experiment in Allenbach in the studio of industrial designer Gerhard Koch. He told me at the time that if you want to be a fashion designer, you have to learn this profession from scratch. And so I first learned the profession of tailoring at Escada in Munich. My entire education, including design studies with art history at the Fachhochschule in Trier, the internship at Birkenstock and my assistantship at Philip Treacy in London, then lasted nine years. Gerd, you did an apprenticeship in Allenbach?

 

 

Gerd Edinger: The house where I was born in Sensweiler was renovated in 1965 by the Allenbach building contractor Kurt Art and through this contact I came to him for an apprenticeship as a bricklayer. In the subject of architectural drawing at the vocational school In der Au in Oberstein, I then came to drawing. That was my beginning. Roland, you started even earlier?

 

Roland Göttert: At school, I formed the head of the Kasperle (from the Punch and Judy show) out of clay at the age of eight. It was even published in a journal on school crafts. Figurative sculptures fascinated me from childhood.

 

Markus Ehrhard: For the both of you, studies followed. Roland, you under Erwin Schutzbach at the Werkkunstschule in Wiesbaden, and exhibited at the Darmstadt Sezession in 1965 and worked on the 5th Dokumenta in Kassel in 1972. And Gerd, you studied at the renowned Kunstakademie Düsseldorf and then took over Gerhard Richter's studio. All of them are well-founded training and great references. If I may say this as a designer and now visual artist: The three of us are united by our internalized seeing.

 

 

Roland Göttert: Seeing does not only mean perceiving, but also constantly correcting oneself in the design process.

 

Markus Ehrhard: I noticed that immediately in your nude drawings, Roland. You correct the stroke you just drew without stopping. I only know that from very few artists and designers.

 

Roland Göttert: ... and this correction is an additional imaging element.

 

Gerd Edinger: Seeing also serves to ventilate perception, like to change the perspectives in such a way that we can also look behind them. It is a permanent learning process.

 

Markus Ehrhard: Can you immediately tell from an abstract representation whether there is an artistic education behind it or whether an autodidact has worked?

 

Roland Göttert: I haven't asked myself the question like that yet. As a teacher, I can say that there are natural talents in drawing and there are trained ones. Learning to draw does not go as deeply into consciousness as what you experience.

 

 

Gerd Edinger: Abstraction in art holds the opportunity and the danger of seeing what you want. You can see the talent in the drawing. But the art should be subtle. It is important to prevent optical consumption, to see beyond the striking. It has to have a soul, you must feel curiosity when looking at it.

 

 

Roland Göttert: Experience reflects whether a picture creates harmony or disharmony. It must trigger tension by adding or omitting it. This leads to this curiosity.

 

Markus Ehrhard: The two of you are also connected by a common project?

 

Gerd Edinger: Roland and I created the so-called Peace Obelisk 2021 in Berschweiler together. We have transposed the idea of the peace trees from around 1870 into a new sculpture. From the wood of the old oak we have set a sign of war weariness in its place.

 

 

Roland Göttert: The subject of peace is always topical. The floor plan is pyramidal and to top it all off, the peace sign sits as a three-dimensional element in metal. It is now a place of encounter and communication.

 

 

Markus Ehrhard: In the conversations, I was able to get to know two men with very different artistic natures. Roland, I saw your work for the first time at your retrospective last year at the Kunsthalle Art Affect in Berschweiler, and I have to say that it is enormously extensive, because you have covered all the pictorial disciplines of German Modernism from drawing to sculpture to installation, such as the design of the Zang House in Birkenfeld,  naturalistic as well as abstract. In contrast to an exhibition, a retrospective also has a reflective effect on the artist. Is there a significant work for you in this comprehensive review?

 

 

 

Roland Göttert: I don't see the one important work in me. For me, every work is an essential element. I have five children, so I don't prefer a single one. I'm very self confident about my work. I really like every single one of it.

 

 

Markus Ehrhard: Gerd, your oeuvre is, as with the stone circle in Sensweiler and the stone sculpture path completed with it, also large and very extensive. You go into abstraction with your works and I notice that, as is currently the case with your walking sticks, you also show overlaps with design.

 

 

Gerd Edinger: Art is also purpose-bound. All senses should be addressed. Through the design, I not only give an aesthetic and question, but also a function with an answer and thus exactly what I describe as meaningful. You have now switched from design to art, Markus. Are there differences for you?

 

Markus Ehrhard: I don't differentiate in my approach. First, I always create an image, an image that is supposed to be effortless, but isn't. In Parisian haute couture, I learned to stylize my experienced and practiced craftsmanship and to always go to the limits of what is possible. But I differentiate in terms of effect: With my design, I give possibilities of how you want to be. And that is always associated with beauty. My art is not always beautiful, because I say how and who you are. I'm currently drawing a series on the topic of "Too Much Freedom".

 

 

Gerd Edinger: Apropos, Markus. According to my information, you formulated in the article that the use of artificial intelligence is not taboo for me. I would like to revise that. I now see AI as a great danger. And not only because the artificially created is soulless, but it will try to enslave the human being.

 

 

Markus Ehrhard: AI is logical and unavoidable in our development, and still man-made. The process is now extremely fast and the possibilities too diverse and overwhelming. Of course, like the internet or social media, it opens the door to abuse. And that is why uniformly applicable structures and contours are needed worldwide. In our case, AI is the immeasurable freedom of creative possibilities, and as with freedom of expression, we first have to get used to this liberty, even overcome ourselves to it. After we have democratically understood that we are allowed to freely formulate our own opinion, we are currently learning to endure the free opinion of the other. And I agree with the people of Allenbach: Let's make the best of it.

 

 

Roland Göttert: I don't need artificial intelligence.

 

Gerd Edinger: In AI, we have to pay attention to the question.

 

 

Markus Ehrhard: As you just rightly said about abstraction, Gerd, it holds opportunities but also dangers. I see AI, like money, for that matter, as an abstraction. I can assure you both, the two articles for the home calendar are still written by myself and by hand.

 


K-FEST 2024

Markus Ehrhard at Kfest 2024 in Killorglin
Markus Ehrhard and Alvis at K-Fest 2024. Photo by David Hegarty for K-Fest

Andreas Christ: Markus Ehrhard, erklären Sie uns doch bitte, was ist das K-Fest?

Markus Ehrhard: Das K-Fest findet einmal im Jahr am Bank Holiday Weekend Anfang Juni in Killorglin, im County Kerry in Irland, statt. Es ist ein Kunstfestival auf dem alle Kunstrichtungen, wie Musik, Tanz, Lesungen sowie Galerien mit insgesamt 58 bildschaffenden Künstlern ausstellen. Der beschauliche Ort steht an diesen vier Tagen Kopf, denn es gibt fast 24 Stunden lang am Tag Programm.

 

AC: Und wie sind Sie nun zu diesem Kunstfestival gekommen?

ME: Mein Mann und ich haben ein Cottage im Nachbarort und im Jahr 2019 besuchte ich zum ersten Mal das K-Fest und kaufte für das Haus junge irische Kunst. Ich fand die Stimmung besonders in den Galerien sehr inspirierend, denn die Künstler stellen in verquarzten und abgeranzten leerstehenden Gebäuden aus. Das hat seinen Charm, ist aber auch eine Herausforderung, wie ich später noch erfahren musste.

 

AC: Seit zwei Jahren haben Sie einen "Artist in Residence"?

ME: Für die Tage des K-Festes ist in und um Killorglin jedes Zimmer vergeben, und das zu Höchstpreisen. Es gibt sogar einige Künstler, die in ihrem Auto oder in Zelten schlafen. Und so hatten wir die Idee, für diese Zeit einen Künstler bei uns aufzunehmen. Als Dank lässt er uns dann ein kleines Werk im Haus. Im letzten Jahr hatten wir die deutsch-irische Künstlerin Cara Cleary mit ihrer Frau Becks zu Gast, und in diesem Jahr kam den Dubliner Lorcan Cassidy. Beide haben wir vor zwei auf dem K-Fest kennengelernt. Heute sind es unsere besten Freunde. Wobei, viele der Künstler sind mittlerweile unsere Freunde.

 

AC: Sehen Sie einen Unterschied zu Kunstfestivals in Deutschland?

ME: In der Tat gibt es da eklatante Unterschiede. Vorneweg möchte ich aber sagen wollen, dass das K-Fest auch für Irland besonders und einzig in seiner Art ist. Alle Künstler erhalten zum Beispiel ein Honorar von €150. Das hört sich nun als nicht viel an, aber es ist eine Anerkennung der Festivalleitung für die Künstler. Und wenn man mit seinen Arbeiten anreist und eine Unterkunft braucht, dann tun die €150 schon ganz gut, weil man ja keine Garantie hat, dass man auch was verkauft. Das Nächste ist der Verkauf an sich. Die Organisatoren verlangen keine Beteiligung am Verkauf. In Deutschland ein Ding der Unmöglichkeit. Dave Ryan, der die Website des K-Festes betreibt, sagte mir einmal "the K-Fest is about the people!". Und das kann ich nur bestätigen. Hier ist jeder für jeden da und es gibt kein Konkurrenzdenken oder Kompetenzgerangel. In der bräsigen deutschen Künstlerszene ist ein Festival dieser Art unvorstellbar. Auch möchte ich betonen, dass ich das Honorar und meine Verkäufe alle in Deutschland versteuern muss, was in Irland steuerfrei ist.

Andreas Christ: Markus Ehrhard, please explain to us what is the K-Fest?

Markus Ehrhard: The K-Fest takes place once a year on the Bank Holiday Weekend at the beginning of June in Killorglin, Co. Kerry in Ireland. It is an art festival where all art forms, such as music, dance, readings and galleries with a total of 58 visual artists exhibit. The town is turned upside down on these four days, because there is a program for almost 24 hours a day.

 

AC: And how did you come to this art festival?

ME: My husband and I have a cottage in the neighbouring village and in 2019 I visited K-Fest for the first time and bought young Irish art for the house. I found the atmosphere very inspiring, especially in the galleries, because the artists exhibit in smoky and run down empty buildings. This has its charm, but is also a challenge, as I had to learn later.

 

AC: You have had an "Artist in Residence" for two years in row now?

ME: Yes, for the days of the K-Fest, every room in and around Killorglin is taken, and at top prices. There are even some artists who sleep in their cars or in tents. And so we had the idea of prodiving a room for this time. As a thank you, the artist then leaves a small piece of art in the house. Last year we had the German-Irish artist Cara Cleary and her wife Becks as guests, and this year the Dubliner Lorcan Cassidy. We met both of them two years ago at the K-Fest. Today they are our best friends. Although, many of the artists are now our friends.

 

 

AC: Do you see a difference to art festivals in Germany?

ME: There are indeed striking differences. First of all, however, I would like to say that the K-Fest is also special and unique in its kind for Ireland. For example, all artists receive a honoration of €150 for exhibiting. That doesn't sound much, but it is a recognition of the festival management for the artists. And if you have to travel with your work and you have to have an accomodation, then the €150 help a lot, because you have no guarantee that you will sell something. The next thing is the sale itself. The organizers do not require participation in the sale. In Germany, this is an impossibility. Dave Ryan, who runs the K-Fest website, once told me "the K-Fest is about the people!". And I can only confirm that. Here, everyone is there for everyone and there is no competition or wrangling over competence. In the brash German art scene, a festival of this kind is unimaginable. I would also like to emphasize that I have to pay tax on the honoration and my sales all in Germany, which is tax-free in Ireland.


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Der Lahore

                                                                                                      English version below

 

Zwar wurde der tropfenförmige Diamant von Königin Victoria erstmals im Jahr 1858 als Anhänger in einem opulenten Diamantcollier getragen, aber es war bis dato nicht möglich Rückschlüsse auf die Größe durch Vergleiche der Proportionen zu bereits bekannten Diamanten der Britischen Kronjuwelen ziehen zu können. Der Diamant aus dem Schatz von Punjab war 1850, wie der Koh-I-Noor auch, ein Geschenk der Ostindien-Kompanie an die britische Monarchin.

 

Der Lahore war hauptsächlich als abnehmbarer Anhänger im Victoria Collet Collier platziert. Mittlerweile als Coronation-Collier bekannt, wurde dieses opulente Schmuckstück von Queen Alexandra, Queen Mary, Queen Elizabeth, Queen Elizabeth II. und nun von Queen Camilla zu den Krönungszeremonien getragen. Diese historische Halskette ist mit 25 unförmig geschliffenen Diamanten von 8,25 ct bis hin zu 11,25 ct und einem Gesamtgewicht von 161 ct im Verlauf aufgebaut. Damit die barocken Diamanten, ebenfalls aus dem Schatz von Punjab, optisch ein gleichmäßiges Bild ergeben, sind die Edelsteine in symmetrisch geformten Rahmen aus poliertem Platin eingefasst und die Steine mit vier bis sechs Krabben gehalten. Auf den Fotos wirkt dieses geschichtsträchtige Schmuckstück erst durch diese raffinierte Art der Fassung harmonisch und ausgewogen, denn Umschliffe bzw. Optimierungen dieser Diamanten würden die Karatzahl beträchtlich mindern.

 

Für Queen Mary wurde zur Krönung ihres Mannes, King George 5., im Juni 1911 der Lahore Diamant zum ersten Mal zusammen mit dem Koh-I-Noor in eine Krone gesetzt. 1937 wurde für Queen Elizabeth wiederum zur Krönung ihres Mannes, King George 6., die sogenannte Mutterkrone mit dem Lahore im Georgskreuz auf dem Reichsapfel sitzend und dem Koh-I-Noor im Stirnreif der Krone von Garrard & Co. angefertigt. Erst dadurch wurde der Lahore wie auch der Koh-I-Noor Diamant Teil der 13 Kronen der insgesamt 142 königlichen Insignien und somit Bestandteil der Britischen Kronjuwelen.

 

Durch die Krönung im Mai 2023 von Königin Camilla in London war es erst möglich, den Lahore Diamanten zu anderen bekannten Diamanten wie den Cullinan 3, 4 und 5 in Relation zu setzen. Die Breite des Lahore ist nahezu identisch zu dem Cullinan 5, der nun in der Herzbrosche in der Mutterkrone eingesetzt ist.

 

In Pressemitteilungen wurde zur Krönung von Königszeremonie 2023 dann das genaue Gewicht von exakten 22,48 ct bekannt. Bislang kursierten nur ungenaue Angaben.

 

Über einen komplexen Dreisatz, der sich in Bezug auf das genaue Gewicht und den Abmessungen des in Relation zu setzenden Cullinan 5 setzen ließ, konnte die geringe Tiefe des Lahore Diamanten von nur 8,77 mm errechnet werden. In den Nahaufnahmen der Fernsehübertragung von Queen Camilla bestätigte es sich in den seitlichen Ansichten, dass der Lahore Diamant wenig Tiefe besitzt.

 

Foto und Kontent Markus Ehrhard


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Symmetrische Anpassung

Foto: Markus Ehrhard

 

Symmetrische Anpassung

 

Es ist die Mutation von einem fünf- zu einem vierarmigen Seestern, die sich der strengen Geometrie des Edelsteins anpasst, ganz im Sinn der Darwin’schen Evolutionstheorie. Wandlung führt zur Diversität, Veränderung führt zur Angleichung. Die ungerade Asymmetrie entwickelt sich zu einer geraden Symmetrie.

 

Wir sind nun im Zeitalter des Wissens und nicht mehr in dem des Glaubens. Daher soll es Vermutung bleiben oder auch nur noch Erinnerung sein, wer darin ein pektorales Kreuz sieht.

 

Die Quadratzahl „4“ bildet hier das Ebenmaß von Seestern zu Edelstein. Nur durch diese Anpassung formt sich die Idee zu einem faszinierenden Geschöpf des Meeres.

 

Das eingereichte Schmuckstück wird an einer Lederkette als Anhänger getragen. Die Mutation eines originalen vierbeinigen Seesterns wurde unter einem Vakuum in Silikon abgeformt, danach ein Wachs ebenfalls unter Vakuum gezogen und in einem Hochdruckgussverfahren mit 2 bar in 935er Sterlingsilber gegossen. Anmerkung: Das verwendete Silber ist recyceltes Silber aus der eigenen Fertigung der vergangenen vier Jahre. Der Seestern wurde dabei mit einer Detailgenauigkeit von 1/100stel Millimeter abgeformt. Jede Pore und jede Membran des Originals sind detailgenau abgebildet. Da der Guss mit 538 Gramm sehr massiv ist, konnten keine Lötarbeiten nachträglich am Stück vorgenommen werden. Alle Arbeiten, wie das Setzen der Öse, mussten im Wachsmodell vorgenommen werden.

 

Mittig eingesetzt ist ein brasilianischer Weißer Topas mit einem Gewicht von 58,03 ct und den Abmessungen 19,3 x 19,3 x 19,3 mm. Aus einem Würfel wurde der Topas mit einer quadratischen Tafel und Kalette geschliffen. Das Besondere bei diesem experimentellen Schliff ist, dass sich die Kalette in allen vorderen Facetten entsprechend vierfach spiegelt und optisch ein geordnetes Raster erzeugt.

 

Mit dieser Arbeit ist zum ersten Mal ein Edelstein mittels eines wieder verwendbaren Polymers aus dem Objekt stehend in eine Edelmetalllegierung eingefasst worden. Das weiße Polymer bietet einen hellen Untergrund, wodurch der geschliffene Topas erst seine Reflexionen optimal entwickeln kann.

 

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Faszinierend!

Die Schnecke an sich ruft bei vielen von uns einen Ekel hervor. Als schleimig, glitschig und unförmig wird sie gerne als unschön beschrieben. Ihr Schneckenhaus fasziniert hingegen durch Eleganz und Genialität.

 

Die Cypraea zählt zu der Gattung der Kaurischnecken. Auch als Porzellanschnecke bezeichnet, zeigt ihr Gehäuse nicht nur eine vollkommene Formensprache in Verbindung einer absoluten Schutzfunktion, sondern auch ein strahlendes Weiß ähnlich einer hochwertigen Glasur.

 

Als faszinierendes Geschöpf des Meeres ist diese kleine Skulptur zu sehen. Das, was gemeinhin als unästhetisch gesehen wird, soll durch den eingesetzten Aquamarin, der den Bezug zum Lebensraum Wasser stellen soll, eine ästhetische Aufwertung erhalten.

Der Aquamarin ist rechteckig als Cabochon geschliffen und poliert.

 

Mit den Abmessungen 16,4 x 14,2 mm beträgt sein Gewicht 15,16 ct. Die Idee eines Schneckenkörpers ist mittels eines Polymers dargestellt, der sich aus einer weißen Cypraea amorph windet.

 

 

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Chromophor

 

 

Als chromophor wird der pigmenttragende Anteil einer Algenzelle beschrieben, der ihre Farbe Braun, Grün oder Rot definiert. Das Chromophor kann als geschlossene Membranhülle aber auch als Einstülpung der Zellwand die Lichtreflexion des faszinierenden Geschöpfes des Meeres beeinflussen.

 

Aus einem weißen Polymer ist ein Armreif organisch geformt. Als abstrakte Idee einer Zellwand wurde in dieses durch Hitze formbare Material jeweils ein geschliffener Edelstein der Quarzgruppe solide eingefasst.

 

Als Paar liegen jeweils ein Amethyst (52,35 ct) und ein Palmera Citrine (44,3 ct) in ovaler Form nebeneinander. Gegenüber ist als Kontrast und Gegengewicht ein 7eckiger Asymmetrieschliff in einem Amethyst (37,75 ct) platziert.

 

Die Fassungen sind so geformt, dass sie so viel Stein wie möglich zeigen, aber dennoch sicher halten, und die Edelsteine wie eingestülpte chromophore Pigmente wirken.

 

 

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Der Weiße Sachsen

Der Weiße Sachsen Diamant ist auch als Dresden Weiß, sozusagen als Pendant zum Dresden Grün, als historischer Edelstein deutscher Geschichte bekannt. August der Starke wird als erster offizieller Besitzer des antikförmigen Diamanten genannt. Er soll die bis dato höchste Summe für einen Diamanten gezahlt haben. Die Herkunft des Edelsteins ist nicht überliefert oder dokumentiert.

 

Sein Sohn und Nachfolger Friedrich August II. ließ sich um 1746 dann von seinem Hofgoldschmied André Jaques Pallard den Weißen Sachsen zusammen mit dem Dresden Grün in den Orden des Goldenen Vlieses fassen. Da seine Nachkommen nicht mehr in diesen Orden aufgenommen wurden, wurde zunächst von Franz Michael Diespach und später von Christian August Globig der Weiße Sachsen in eine eigene Epaulette mit einer Gesamtlänge von 20,4 cm gesetzt.

 

Wie auch der Dresden Grün wurde der Weiße Sachsen 1945 als russische Kriegsbeute aus dem Grünen Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses entwendet und 1958 wieder von der Sowjetunion in die Sammlung der Sächsischen Kronjuwelen zurückgegeben.

 

Es ist dokumentiert, dass Emil Juchem auch den Weißen Sachsen reproduzierte. Es befinden sich ein Nachschliff im Archiv des Deutschen Mineralienmuseum in Idar-Oberstein sowie in einer einmaligen Anfertigung einer großen Sammlung mit insgesamt 41 Reproduktionen.

 

Erst im Jahr 1966 diente ihm eine Abbildung der gesamten Epaulette nach Globig auf Seite 26 im Buch Diamonds Famous, Notable and Unique von Laurence L. Copeland als Referenz. Zuvor berief er sich in seinem Manuskript lediglich auf die Beschreibung des Diamanten durch einen unbekannten Autor. In seiner Beschreibung geht Juchem noch davon aus, dass sich der Weiße Dresden zusammen mit dem Dresden Grün in russischer Kriegsbeute befindet. Das bestätigt die Annahme, dass Juchem sein erstes Manuskript noch vor der Rückgabe der russischen Kriegsbeute im Jahr 1958 verfasste.

 

Am Montagmorgen des 25. November 2019 wurden 31 Schmuckstücke der Sächsischen Kronjuwelen mit insgesamt 4.300 Diamanten in einem spektakulären Einbruch aus dem Grünen Gewölbe geraubt. Unter dem Namen Epaulette ermittelte eine Sonderkommission der Dresdner Polizeibehörde im Dezember 2022 dann sechs Tatverdächtige, die sich nach ihrer Festnahme bereit erklärten, einen großen Teil der Beute im Gegenzug für eine Strafmilderung zurückzugeben. Leider waren die meisten Schmuckstücke sehr stark beschädigt, da man bereits mit Zangen und Sägen die Diamanten aus den Goldfassungen herauslöste. Auch wurde die Epaulette mit dem Weißen Dresden geraubt. Dieses Schmuckstück ist von enormer historischer Bedeutung für die deutsche Geschichte und tauchte bei den Festnahmen nicht mehr auf.

 

Der Nachschliff des abgebildeten Weißen Sachsen wurde von Edelsteinschleifer Rolf Ehrhard in Zusammenarbeit mit dem Lapidaer Armin Schappert geschliffen. Schappert facettierte die Reproduktion nicht frei Hand, wie die anderen Reproduktionen der Juchem-Ehrhard Sammlung, sondern mit Hilfe einer Halterung ähnlich dem Werkzeug mit dem von Emil Juchem entwickelten Dobben auf einer horizontal rotieren Schleifscheibe. Dabei zeigte sich, dass diese Steingröße bereits die maximale Größe ist, die mit dieser Schleiftechnik zu bewerkstelligen ist. Es zeigte sich zudem bei einem ersten Schliff, dass eine Umsetzung in Edeltopas mit den ermittelten Massen mehr klare Durchsicht als Reflexionen der Facetten zeigte. Mit einer Tiefe von 14,2 mm anstatt der historischen Vorgabe von ca. 12,0 mm, zeigt diese Reproduktion nun eine funkelnde Brillants durch mehr Tiefe. In diesem Fall ist das als Kunstgriff zu verstehen, der vor die Korrektheit zum Original gestellt wurde und erklärt den großen Gewichtsunterschied von 26,52 ct.

 

Foto und Kontent: Markus Ehrhard

...und dann kam Mr. Campbell Bridges

enlish version below

Foto Bruce Bridges, Tsavorit, Campbell Bridges
Campbell Bridges mit der hauseigenen Antilope "Friday"

 

Campbell Bridges war ein bärtiger schottischer Geologe, der Ende der 1960ger-Jahre an einem Berghang in Tansania leuchtend grüne Kristalle gefunden hat. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine neue farbliche Variante von Granat handelte und der neue Edelstein als Tsavorit weltbekannt wurde.

 

 

Wie der Kontakt von Mr. Bridges zu Edelsteinschleifer Emil Juchem entstanden ist, ist nicht mehr zu recherchieren. Es besteht die Möglichkeit, dass er über eine Empfehlung von Henry B. Blatt von Tiffany & Co. entstanden ist. Mr. Platt erwarb 1963 die ersten Sammelkästen mit Reproduktionen historischer Diamanten in Bergkristall von Emil Juchem, von denen sich eine Kollektion noch heute im Besitz von Tiffany & Co. befindet.

 

1969 besuchte Mr. Bridges erstmals die Edelsteinschleiferei von Emil Juchem in Wirschweiler und die beiden bauten ein Vertrauensverhältnis auf. Campbell Bridges brachte neben Hessonit, einem goldgelben Granat, auch die erste Partie an grünem Tsavorit als Rohstein nach Idar-Oberstein. Nicht zuletzt aufgrund der Juchem‘schen Erfindung des „Dobben“, mit dem man vorwiegend kleine Steine akkurat und präzise schleifen konnte, erhielt Juchem kleine Mengen dieser neuen Edelsteine, die eher als Experiment anstatt serieller Fertigung zu verstehen waren. Die richtige Schleifscheibe und das richtige Schleif- und Polierpulver mussten zunächst herausgefunden werden. Für Bridges der Grund den erfahrenen und experimentierfreudigen Edelsteinschleifer Juchem mit diesen Schliffen zu beauftragen.

 

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Das Januar-Gespräch 2023

AC: Herr Ehrhard, was war Ihr Highlight 2022?

ME: Ich darf mich besonders glücklich schätzen, denn ich hatte mehrere Highlights im letzten Jahr. Besonders war sicherlich der Tag an dem mein Buch "Historische Diamanten - Die Juchem-Ehrhard Sammlung" nach einer sechsmonatigen Odyssee aus dem Druck kam und ich endlich veröffentlichen konnte. Dann natürlich die fünf Vorträge im Stadtmuseum Simeonstift in Trier, die mir sehr viel Freude bereitet haben. Auch, dass ich über das Jahr verteilt eine ausgesprochen positive Presse hatte. Zu meinem Geburtstag haben mein Mann und meine Eltern mir eine komplette Sammlung mit 31 Reproduktionen aus Bergkristall meines Großvaters geschenkt. Diese rote Schatulle stammt von einer ehemaligen Mitarbeiterin eines Füssener Juweliers und die Kollektion war in einem makellosen Zustand. Sehr aufregend kurz darauf der Besuch der Tiffany-Ausstellung in London und, dass ich dort meine Reproduktion mit dem originalen Tiffany Diamanten vergleichen durfte. Und damit verbunden die Nachricht, die ich im Dezember erhalten habe, dass sich noch heute eine Sammlung mit 31 Reproduktionen meines Großvaters Emil Juchem im Besitz von Tiffany & Co. befindet. Das war natürlich die Sensationsnachricht in der Familie Juchem und Ehrhard.

 

AC: Und nun 2023! Was erwarten Sie in diesem Jahr, Herr Ehrhard?

ME: Grundsätzlich begebe ich mich nie in eine Erwartungshaltung. Es kommt, und das zeigt uns derzeit immer noch jeder einzelne Tag, doch immer anders. Ich wünsche mir sehr, dass ich weiter Vorträge zum Thema historische Diamanten halten darf und ich dieses Wirkungsfeld, verbunden mit meinem Buch, weiter ausbauen kann. Nach der Veröffentlichung haben sich weitere sehr interessante Begebenheiten und Geschichten aufgetan, die ich bereits auf 64 Seiten in einem neuen Skript festgehalten habe. Ich sammele und recherchiere noch, daher ist jetzt ein zweites Buch zu diesem Thema ist noch nicht konkret.

 

AC: Halten Sie Ihre Vorträge auch in Idar-Oberstein?

ME: Nein, da bot sich bislang keine Möglichkeit.

 

AC: Wie sind die Reaktionen zum Buch aus Idar-Oberstein?

ME: Ich hatte eine ganzseitige tolle Besprechung in der Rheinzeitung. Aber die Reaktionen aus Idar-Oberstein waren verhalten, und dann auch unangemessen.

 

AC: Das klingt nicht positiv.

ME: In diesem Fall bin ich sehr enttäuscht und nehme das sogar persönlich, denn ich bin in Idar-Oberstein sehr verwurzelt und durch meine Familiengeschichte sehr verbunden. Aber was sage ich, meinem Großvater erging es ja nicht anders. Er erlebte in Idar-Oberstein ja auch diese, wie soll ich es nett formulieren, stoische Haltung in der Betrachtung der Dinge an sich.

AC: Welchen Schmuck tragen Sie auf Ihrem Foto?

ME: Das ist ein Gelbquarz mit dem sich mein Vater in den 1980er-Jahren bei den Gebrüder Leyser in Idar-Oberstein bewarb. Er erhielt die Stelle mit diesem absolut präzisen Schliff in Tropfenform. Ich trage den Edelstein mit der Spitze nach unten, wie Marylin Monroe den Moon of Baroda Diamanten, auch an einem schlichten Lederbrand. Also gleich zwei Reminiszenzen.

 

AC: Haben Sie nun schon konkrete Pläne für dieses Jahr?

ME: Ich bin am überlegen, mich zum geprüften Gemmologen schulen zu lassen.

 

AC: Warum überlegen Sie?
ME: Vom Thema her bin ich Feuer und Flamme, das ist nicht die Frage, die sich mir stellt. Aber die Ausbildung ist recht kostenintensiv und ich prüfe derzeit, ob sich dann durch von mir ausgefertigte Expertisen ein weiterer Geschäftszweig erschließen lässt. Denn für diese Ausbildung müsste ich mich finanzieren.

 

AC: Sie bieten insgesamt fünf verschiedene Vorträge zu dem Thema der historischen Diamanten an?

ME: Genau. Das Basisthema sind die "historischen Diamanten und die Kunst der Reproduktion", die ich immer anhand der Nachschliffe real zeige und meinen Zuschauern damit den Zugang zu diesen außergewöhnlichen Edelsteinen ermögliche. Der Vortrag zu den "sagenumwobenen Diamanten der Golkonda Mine in Indien" ist sehr fachlich und geht tief in die einzelnen Historien. Im Vortrag zu den "Britischen Kronjuwelen" geht es dann hauptsächlich um Queen Elizabeth und die königlichen Insignien. In beiden Vorträgen stelle ich zum Beispiel den Koh-I-Noor Diamanten in den entsprechenden Kontexten vor.

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Der Schah von Persien - 88,7 ct

Der Schah von Persien wurde um 1450 in der Golkonda Mine in Indien gefunden und ist einer der ältesten dokumentierten historischen Diamanten überhaupt. Sein erster Besitzer war der Sultan von Ahmadnagar. Der stabförmige Diamant wird als besonders klar beschrieben. Der bis heute unveränderte Schliff zeigt nach wie vor ein asymmetrisches Oktaeder in unregelmäßiger Geometrie. Auch wird gesagt, dass der Schah eine Verunreinigung im Core, also im Kern des Kristalls, aufzeige und der Diamant je nach Ansicht einen gelblichen Farbton zeige.

 

1591 eroberte der Großmogul Akbar die Stadt Ahmendnagar und nahm den Diamanten mit nach Delhi. Jehan Schah, der zweite Besitzer, ließ im Jahre seinen Namen und eine vertiefte Rille für einen Faden gravieren, an dem der Diamant im Baldachin seines Thrones im Palast Aurangzebs aufgehangen wurde. Im Jahre 1738 griff der iranische Nadir Schah Afschar Delhi an und plünderte in einem Feldzug den Diamanten. Nach der Ermordung des russischen Botschafters Alexander Gribojedow 1829 in Teheran, schenkte Fath Ali Schah daraufhin den Stein dem russischen Zaren Nikolaus I. in St. Petersburg. Heute befindet der Schah von Persien zusammen mit dem Orloff Diamanten in der Diamantenfonds-Exposition im Kreml in Moskau.

 

Lediglich drei Flächen wurden geschliffen und poliert. Auf diesen drei Facetten sind die drei extrem fein ausgeführten Gravuren der jeweiligen Besitzer platziert. Bis heute kann nicht eindeutig geklärt werden, wie diese Gravuren ausgeführt wurden. Man nimmt an, dass man mit einem spitzen Diamantstift die Vertiefungen gekratzt hat.

 

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Das London-Interview zur Ausstellung "Vision and Virtuosity" von Tiffany

AC: Markus Ehrhard, London an einem Tag. Wie geht es Ihnen?

ME: Nachdem mein Mann und ich um 4hoo früh aufgestanden, nach Luxembourg zum Flughafen und von dort zum London City Airport und Abends wieder diese Route zurück nach Trier sind, war ich nach 21 Stunden dann doch erschöpft...aber auch euphorisch, weil es so aufregend und bewegend war.

 

AC: Welchen Schmuck trägt man zu einer Tiffany Ausstellung?

ME: Auf Modenschauen gilt ja, dass man natürlich die Bekleidung des Labels trägt, sprich man geht nicht in Chanel auf eine Dior-Schau. Ich bin leider nicht im Besitz eines Schmuckstücks von Tiffany, aber mein Mann hat in der Vergangenheit diverse Geschenke von mir in der türkisfarbenen Box erhalten. Und so habe ich einen tropfenförmigen Gelbquarz getragen, den mein Vater geschliffen hat.

 

AC: Auf den Punkt gebracht, wie würden Sie mit einem Satz die "Vision and Virtuosity" Ausstellung von Tiffany beschreiben?

ME: Tiffany zeigt sich immer State of the Art und eröffnet mit dieser Ausstellung ein neues Konzept eines Erlebnisses, so dass es kein Besuch, sondern eine Erfahrung war.

 

AC: Was war alles neu an diesem Konzept?

ME: Es begann zunächst einmal damit, dass man sich eine eigene App auf sein Smartphone laden musste, über die man sein Datum und Uhrzeit buchen konnte. Beim Eintritt wurden wir von äußerst freundlichen Repräsentanten namentlich begrüßt und sehr charmant auf die Möglichkeiten der Ausstellung hingewiesen, wie wir mittels der App zum Beispiel nun auch einen Audioguide, auf Deutsch, abspielen konnten. Es war soviel neu, besonders die interaktiven Möglichkeiten, wie zum Beispiel eine kleine Liebeserklärung auf einem Bildschirm zu formulieren, die dann auf einer Wand projiziert wurde und sich plätschernd auflöste. Oder die Möglichkeit, auch wieder über diese App, ein Selfie zu machen und man bekommt das Collier mit dem Tiffany Diamanten animiert in das Foto gesetzt. Aber auch die Präsentation war ausgeklügelt, die Beleuchtung war äußerst raffiniert und zudem die wunderbaren Gestaltungen der Vitrinen. Ich habe so ein Konzept noch nie gesehen, oder besser gesagt erlebt, denn es war eine visuelle und sehr emotionale Erfahrung.

 

AC: Wie haben Sie sich auf diese Ausstellung vorbereitet?
ME: Eine Woche vor dem Termin wurde man wieder von Tiffany angeschrieben, an den Termin erinnert und man bot den Service an, sollte man ein Anliegen oder einen speziellen Wunsch haben, man diesen äußern kann. Gesagt, getan, ich habe kurz meine Geschichte erzählt und angefragt...aber das erzähle ich gleich.

 

AC: Gab es auch ein "Frühstück bei Tiffany"?

ME: Nein, wir hatten zuvor in der Kings Road gefrühstückt. Viel zu fett und viel zu teuer...aber was sag ich, London halt. Aber in der Ausstellung gab es einen eigenen Raum mit dem originalen schwarzen Kleid das Hubert de Givenchy für Audrey Hepburn zum Film fertigte. Dann waren zwei Oscars zu sehen und auch das originale Drehbuch des Film-Klassikers. Witzig auch, dass dieser Raum wie ein Filmset des New Yorker Stammhauses in der East 57th Street gestaltet war. Man durfte übrigens überall Fotos und Videos aufnehmen. Und dieser Raum bot da ganz eine besondere Kulisse.

 

AC: Was waren weitere Highlights?

ME: Gute Frage, ich hatte von Raum zu Raum den Eindruck, besser geht es nicht und es kam noch beeindruckender. Eingangs wurde man ja schon mit diesen wunderschönen Broschen von Jean Schlumberger und Donald Clavlin begrüßt. Auch bin ich ja großer Verehrer von Elsa Peretti und die Ausstellung zeigt eine wundervolle Collage mit originalen Zeichnungen, Fotos und den Knochenarmreifen. Dass Liza Minelli und Pat Cleveland welche tragen wusste ich, aber dass auch Grace Jones welche trägt, war mir neu. Auch beeindruckend fand ich diesen langen Korridor, einem Urwald gleich und komplett im typischen Tiffany-Türkis gehalten. Lediglich vier runde Vitrinen zeigten je einen Solitär-Ring. So viel Aufwand für einen Verlobungsring, das fand ich schon sehr cool! Auch gab es danach die Möglichkeit einem Goldschmied bei seiner Arbeit zuzuschauen und dann auch einen Diamantring anzuprobieren. Aber da intervenierte Frank, denn er kennt meine sich spontan entwickelnde Kauflaune nur zu gut. Äußerst beeindruckend auch ein komplett schwarzer Raum zum Thema Diamanten - Wunder der Natur. Dort habe ich den Tiffany Empire Diamanten bewundern können. Und ich dachte, dass dieses Collier, das anlässlich der Weltausstellung in New York 1939 im Art Déco Stil neu gefertigt wurde, nun mit diesem ovalen 80karäter das schönste Collier ist, dass ich je gesehen habe...aber dann kamen wir in den letzten Raum der Ausstellung in dem nur der Tiffany in einer Vitrine schwebend gezeigt wurde. Und ich musste meine zuvor gebildete Meinung revidieren, denn dieses Collier mit diesem ikonischen Diamanten ist von unbeschreiblicher Schönheit und einmaliger Perfektion.

 

AC: Ihr Großvater Emil Juchem hatte bereits in den 1950er-Jahren Reproduktionen des Tiffany Diamanten geschliffen?

ME: Genau. Mein Großvater hatte mit dem Idar-Obersteiner Edelsteinhändler Georg O. Wild die ersten Sets mit 12, 21 und der klassischen Zusammenstellung von 31 Reproduktionen historischer Diamanten in Bergkristall geschliffen. Anfang 1960 besuchte dann, laut Angaben des Sohnes, der Autor Klaus Eberhard Wild, ein Mr. Platt Idar-Oberstein und kaufte diese ersten Sammlungen.

 

AC: Und konnten Sie auf der Ausstellung in London in Erfahrung bringen, wer nun dieser Mr. Platt war?

ME: In der allersten Vitrine wurde die Brosche "Bird on a Rock", die Jean Schlumberger entworfen hatte, und 1995 auch den Tiffany Diamanten hielt, mit einem grün-blauen Lagoon-Turmalin gezeigt. Und in der zweiten Vitrine die Blumenbrosche mit einem 47 karätigen Tansanit. Im Audioguide habe ich dann erfahren, dass dieser Tansanit 1967 von Mr. Platt am Fuße des Kilimandscharo erworben wurde. Und Mr. Charles B. Platt war der Ur-Urenkel von Charles Lewis Tiffany und zu dieser Zeit der Vice President von Tiffany & Co.. Also hoher Besuch damals in Idar-Oberstein.

 

AC: Welchen Bezug sehen Sie nun zu Mr. Platt?

ME: Ich fragte mich immer wieder in meinen Recherchen zum Buch, wie es sein kann, dass unsere Reproduktion des Tiffany so akkurat ist. Die Rückseite des Diamanten ist ähnlich einer Knickpyramide geschliffen, und diese Ansicht war noch nie auf einem mir bekannten Foto zu sehen oder zu erkennen. Ich halte diesen Nachschliff für einen der Besten und Authentischsten in der Juchem-Ehrhard Sammlung. Und das war nun die logische Erklärung, dass mein Großvater von der höchsten Stelle bei Tiffany direkt die genauen Angaben und Seitenansichten zur Anfertigung erhalten hatte und Mr. Platt dann alle diese Sets, die den Tiffany zeigten, auch gekauft hat. Ich habe bei der Gelegenheit übrigens die Anfrage gestellt, ob noch eine Anfertigung meines Großvaters im Bestand von Tiffany ist.

 

AC: Was macht Sie so sicher, dass Ihre Reproduktion so gut ist?

ME: Ganz einfach: Weil ich in der Ausstellung die einmalige Möglichkeit hatte meine Reproduktion direkt mit dem Original zu vergleichen!

 

AC: Wollen Sie etwa sagen, dass Sie Ihren Stein dabei hatten und standen damit an der Vitrine?

ME: Ja, genau! Ich habe natürlich gefragt bzw. meinen Wunsch bereits im Vorfeld formuliert. Und ich muss sagen, dass das ein unvergessliches Erlebnis war. Ich sprach dann einen der Sicherheitsleute im Raum an und dieser nuschelte die Worte "Security...we need more people from Tiffany here!" in sein Headset. Ich hörte schon Handschellen klicken, Frank schien auch plötzlich verschwunden. Und es kamen dann verantwortliche Mitarbeiter von Tiffany, denen ich kurz meine Geschichte erzählte und natürlich auch mein Buch und bereits erschienene Zeitungsartikel überreichte. Man war sofort sehr interessiert, denn man legt bei Tiffany größten Wert auf die Firmengeschichte und Hintergründe. Und so durfte ich ganz exklusiv meinen Stein mit dem originalen Tiffany vergleichen. Ich war sehr nervös und zitterte als ich meinen Gelbquarz auf die Kalette über das Collier auf die Glasplatte stellen wollte. Und Lori, eine der verantwortlichen Kuratorinnen, meinte zu mir: "Take your time, this is your moment!". Man hielt die anderen Besucher aus dem Raum fern, schloss sogar die Türen, so dass ich ein paar Minuten alleine an der Vitrine hatte. Leider kommt es auf den Fotos nicht zur Geltung, da mein Stein ja nicht so perfekt ausgeleuchtet ist. Aber Größe, Form und besonders die Farbe ist nahezu identisch. Speziell die Farbe der beiden Steine ist absolut identisch, ein warmes Kanariengelb mit einer leichten Grüntönung.

 

AC: Wie ging es Ihnen in diesem Moment?

ME: Ich war fürchterlich aufgeregt und auch extrem Stolz. Ich wollte, dass meine Eltern, die ja auch sehr in unsere Sammlung involviert sind, diesen Moment miterleben. Mein Großvater wäre wohl in Ohnmacht gefallen. Für mich war es ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis.

 

Fotos mit Inhalten von www.tiffany.com

 

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Die Füssen-Sammlung

English version below

 

Im Mai 2021 wurde ich von Herrn Graf aus Füssen mit der Bitte kontaktiert, eine Einschätzung einer Sammlung historischer Diamanten mit Reproduktionen aus Bergkristall zu geben.

 

Bereits auf dem ersten Foto konnte ich sofort erkennen, dass es sich um eine Anfertigung meines Großvaters, dem Edelsteinschleifer Emil Juchem, handelte. Und noch besser, der Sammelkasten mit der klassischen Anordnung von 31 Nachschliffen war in der roten Verkleidung. Also eine Anfertigung aus dem Jahr 1955, als er, wir vermuten maximal fünf Schatullen in der Idar-Obersteiner Verpackungsfirma August Schmelzer zum ersten Mal hat anfertigen lassen. Eine dieser fünf Sammlungen ist nach der Sendung "Bares für Rares" wieder zurück in die Familie gekauft worden, eine weitere ist in der Edelsteingallerie Korb in Katzenloch ausgestellt. Und nun eine dritte rote Schatulle!

 

Nach Angaben von Herrn Graf war diese Sammlung ein Geschenk an seine Frau, die für ihre langjährige Tätigkeit als Fachverkäuferin für den Füssener Juwelier Walter Schropp zur Geschäftsauflösung 1993 damit gewürdigt wurde. Leider konnte nicht mehr ermittelt werden, wann und von wem der Herr Schropp diesen Sammelkasten erwarb. Ein damaliger Verkauf lief vermutlich über den Idar-Obersteiner Edelsteinhändler Albert Ruppenthal.

 

Schnell wurden wir uns über einen Preis einig und mich erreichten diese Edelsteine einen Tag vor meinem Geburtstag in einem äußerst gepflegten und sehr guten Zustand. Auch die Art wie sorgfältig und liebevoll jeder einzelne Stein in Watte und Papier mit handgeschriebenen Bezeichnungen versendet wurde, zeigte mir, dass diese Sammlung über Jahrzehnte mit Respekt und Achtung gepflegt wurde.

 

Anhand der Schliffe konnte herausgefunden werden, dass Emil Juchem über einen Zeitraum vom 1955 bis ca. 1962 diese Sammlung zusammengestellt hat. Der Dresden Grün wurde in grünem Glas und der Blue Hope in der Synthese Verneuil-Spinell geschliffen. Der Florentiner wurde in weißem Bergkristall geschliffen, also noch nicht in Citrine. Auch zeigen die spitz zu facettierten Vorder- und Rückseite dieses anspruchsvollen Nachschliffes noch keine gescherten Facetten, wie sie 1962 von Herrn DeWitt von DeBeers meinem Großvater angegeben und ab dann auch so ausgeführt wurden. Der Tiffany wurde von Juchem in einem sauberen Citrine geschliffen und zeigt die exakten Abmessungen, die er von Henry B. Platt von Tiffany selbst erhalten hatte.

 

Interessant wird Sammlung durch die Betrachtung des Schah. Juchem bezog sich bei seinen Reproduktionen auf die Abbildungen im Buch "Diamonds - Famous, Notable and Unique" von Robert M. Shipley. Auf Seite 111 wird eine Reproduktion gezeigt, die eine rechteckige Barrenform aufzeigt, die Juchem auch so reduziert interpretiert hat. Die Ausführung in dieser Sammlung nun zeigt eine modifizierte und definiertere Version des Schah, die sich mehr an der originalen Form orientiert. Auch diese Anfertigung zeigt keine der drei Gravuren.

 

Fazit: Juchem hat nie einen Kasten nach dem anderen geschliffen, sondern er schliff so wie er entsprechende Rohsteine fand, ohne größeren Verlust in den Größen, in mehrere dieser Schatullen. Daher können wir annehmen, dass Emil Juchem zeitgleich an mindestens fünf dieser Sammlungen von 31 Reproduktion arbeitere und im Durchschnitt fünf Jahre gebraucht hat, um sie zu komplettieren.

 

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

 


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Addendum - About Tiffany

Am 10. März 2022 hat mich ein Brief des Autors Klaus Eberhard Wild erreicht, das Buch "Historische Diamanten - Mythos und Legenden und die Kunst der Reproduktion - Die Sammlung Juchem-Ehrhard" befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Druck. Seine Antworten auf meine Fragen zu seinem Zeitungsartikel „Wie Duplikate von Diamanten ihren Weg in die Welt fanden“ der Rheinzeitung vom 26.02.2022  möchte ich in diesem Nachtrag wiedergeben, da sie entscheidende Informationen liefern, die im Laufe meiner Recherche nicht geklärt werden konnten. Im Folgenden ein Auszug aus diesem Brief:

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Das Buch: Historische Diamanten

Historische Diamanten

Mythos und Legenden und die Kunst der Reproduktion

Die Sammlung Juchem-Ehrhard

 

Im ersten Teil des Buches beschreibt Designer und Autor Markus Ehrhard die Geschichte seines Großvaters Emil Juchem, Edelsteinschleifer aus Wirschweiler, und betrachtet die Entwicklung der Schleifkunst anhand einiger Arbeiten aus dem Familienbesitz. Dazu werden auch verschiedene Dokumente präsentiert, wie zum Beispiel die Schleifanleitungen des Herrn DeWitt von DeBeers, der Anfang der 1960 stetig die Schleiferei von Emil Juchem besuchte. Auch werden die Repliken königlicher Insignien aus dem Besitz der Familie Rolf Wünsch aus dem Deutschen Mineralienmuseum Idar-Oberstein gezeigt, die in Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Goldschmied Jürgen Abeler entstanden sind. Im zweiten Teil wird erstmalig das originale 14-seitige erste Manuskript von Emil Juchem mit seinen Beschreibungen zu den historischen Diamanten abgebildet. Danach folgt die Vorstellung von insgesamt 50 Reproduktionen der Juchem-Ehrhard Sammlung, wie die Cullinan Gruppe, den Tiffany, den Schah, aber auch neuzeitliche Diamanten wie den Centenary oder den Spirit of the Rose. Dazu stellt Markus Ehrhard kompakt die Geschichte der einzelnen Diamanten vor, verbunden mit teils unterhaltsamen Informationen und einem Hauch Glamour. Zudem beschreibt der Idar-Obersteiner die Herausforderungen in der Anfertigung dieser Reproduktionen in Edeltopas. Besonders ist auch, dass der Designer und Autor mehrere Reproduktionen, wie zum Beispiel die des Blue Hope oder des Florentiner, von verschiedenen Meisterschleifern zu verschiedenen Herstellungszeiten in den Vergleich stellt. Als Premiere zeigt Markus Ehrhard alle drei Schliffformen des Nassak Diamanten. Der sogenannte indische Urschliff, der 1837 zu einer dreieckigen Form geschliffen wurde, wird zum ersten Mal überhaupt präsentiert.

 

Hochformat von 29,7 x 21,0 cm,

152 Seiten in hochauslösendem Farbdruck mit zahlreichen Abbildungen und Dokumenten,

inklusive englischer Übersetzung.

Interview mit Markus Ehrhard

AC: Nun Ihr viertes Buch, Markus Ehrhard, und nach Afrikanischer Stammeskunst jetzt ein gänzlich anderes Thema: Historische Diamanten. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?

ME: Mein Großvater, Emil Juchem aus Wirschweiler, war Edelsteinschleifer und er war in der Branche bekannt dafür, dass er besonders große Steine frei Hand am Sandsteinrad schleifen konnte und er dadurch auch bekannt für seine Reproduktionen von historischen Diamanten war. Ab Mitte der 1950er-Jahre hat er zusammen mit dem Idar-Obersteiner Edelsteinhändler Georg A. Wild die ersten kleineren Sammlungen für Tiffany geschliffen. Ein Herr DeWitt kam dann ab 1961 mit Aufträgen berühmte Diamanten wie die Cullinan Gruppe oder den Florentiner exakt in Bergkristall nachzuschleifen. In meinen Recherchen habe ich dann herausgefunden, dass Herr DeWitt für historische Diamanten bei DeBeers zuständig war. 

Und als Jüngster von 21 Enkelkindern hatte ich zu meinem 40sten Geburtstag einen angefangenen Sammelkasten mit Schliffen in Edeltopas bekommen, den ich zusammen mit meinem Vater, auch ein Edelsteinschleifer, nun komplettiert habe. Es handelte sich um die letzte Anfertigung meines Großvaters. Ein zusätzlicher Impuls zu diesem Thema war die ZDF-Sendung "Bares für Rares" in der ein Vertreter für Juwelierbedarf den ersten Sammelkasten meines Großvaters mit Nachschliffen in Bergkristall angeboten hatte und dieser von meiner Familie wieder zurück gekauft wurde.

 

AC: Da haben Sie etwas sehr wertvolles geerbt?

ME: Die Vermutung liegt nahe, dass ich da mit dem Edeltopas den Jack-Pot geerbt habe. Dem war aber bei weitem nicht so. Der Sammelkasten bietet insgesamt 31 Steine, davon waren 20 vorhanden. Von diesen 20 waren dann sechs Steine aus Bergkristall, zwei Synthesen und die Edeltopase teils beschädigt. Schnell stellte sich für meinen Vater und mich heraus, dass sich diese Sammlung auch für uns als eine Lebensaufgabe darstellte. Wir sind beide leidenschaftliche Sammler und so hatten wir beide ein tolles Vater-Sohn-Thema.

 

AC: Aber ist nicht Ihre Mutter auch gelernte Edelsteinschleiferin?

ME: Ja, genau. Sie hat zusammen mit ihrem Großcousin Wilfried Friedrich in der Schleiferei meines Großvaters gelernt. Sie waren die beiden einzigen Lehrlinge. Und meine Mutter hat zum Beispiel mit ihrem Vater zusammen den Tiffany Diamanten reproduziert. Alle unsere Vorfahren von der Juchems Seite waren Edelsteinschleifer, sein Urggroßvater Peter Juchem, als auch sein Großvater Wilhelm und sein Vater August. Das ganze Konzept mit dem Buch und den Vorträgen wurde dann auch zu einem Mutter-Sohn-Thema, denn sie erzählte viel von dieser Zeit.

 

AC: Warum fertigen Sie die Nachschliffe nun in Edeltopas? Gibt es keine alternativen Materialien?

ME: Mein Großvater begann nur diesen einen Sammelkasten in Edeltopas, als Lebenswerk sozusagen. Es ist uns kein Zweiter bekannt. Als mein Vater und ich dann an das Vervollständigen gingen, wurde uns ganz schnell bewusst, dass das keine leichte Aufgabe sein wird. Wir haben zum Beispiel fast drei Jahre lang nach einem Rohstein für den großen Cullinan 1 gesucht. Das nächste Problem war dann einen Lapidaire zu finden, der überhaupt in der Lage ist einen so großen Edelstein zu facettieren. Die Steine sind sehr groß und können nur frei Hand am Sandstein geschliffen werden, so, wie auch mein Großvater schliff. Interessant bei Edeltopas ist nicht nur der Wert, sondern auch die Materialdichte, die der des Diamanten fast gleich ist. Das heißt, ich kann mit einem exakten Nachschliff genau sehen, wie nah ich bei gleichen Abmessungen mit dem Gewicht an das Original des Diamanten komme.

 

AC: Konnten Sie ein genaues Ergebnis erzielen und den Schliff exakt nachstellen?

ME: Die Größen, sofern sie uns bekannt waren, haben wir bis auf 1/10 Millimeter genau nachschleifen können. Bei dem Gewicht liegen wir in allen Nachbildungen zwischen 4% und 10% über dem des Originals. Aber in keinem Fall darunter. Diese Abweichungen sind auf unterschiedliches Proportionsempfinden der damaligen Herstellungszeiten zurückzuführen und es gibt so gut wie nie eine Seitenansicht der Diamanten. Vor 200 Jahren, selbst vor 50 Jahren, hat man die Vorderseite (die Krone) im Verhältnis zur Rückseite (dem Pavillion) viel höher geschliffen. Das erzeugte oft wenig Brillants und eben ein anderes Gewicht. Und bei den heutigen Nachschliffen müssen nur Nuancen in diesem Proportionsverhältnis anders sein und es kommt zu diesem abweichenden Gewicht. Auch hat es mit dem Schleifen selbst zu tun. Ein Diamant wird zum Schleifen in einer Klammer fixiert und man kann die Facetten steiler ansetzen. Das wirkt sich in der Summe auch auf das Gewicht aus.

Ein weiterer Punkt ist der, dass es ausnahmslos bei jedem historischen Diamanten um einen Mythos geht. Nur zum Dresden Grün und zum Blue Hope hatten wir wissenschaftlich fundierte Facettenanlagen mit den Winkeln und Größen zur Verfügung. Bei allen anderen Diamanten hat man mit Circa-Angaben und Vermutungen zu tun. Im Fall der Cullinan Gruppe hat mein Großvater sich auf Angaben von Herrn DeWitt berufen, und auch die Angaben sind zu bezweifeln. Man muss wissen, dass es bei jedem der berühmten Diamanten um die Pflege und Aufrechterhaltung eines Mythos geht und, wie ich es aus der Mode her kenne, immer auch um ein Image. Und da wird mal gerne etwas übertrieben und Diamanten größer erscheinen lassen, als sie tatsächlich sind. Auch habe ich festgestellt, dass die wenigsten der historischen Diamanten von einem öffentlichen Institut geprüft sind, selbst wenn sie für Unsummen durch Auktionshäuser verkauft werden. Es wird nicht verschleiert, es wird nur nicht alles publiziert.

 

AC: Können Sie sagen, welchen historischen Diamanten Sie am exaktesten reproduzieren konnten?

ME: Den Regent. Wir hatten seine genauen Abmessungen, die wir bis auf 1/10 genau eingehalten haben. Und so zeigte sich, dass wir mit einer Differenz von 0,5 ct genau an die 140,61 ct des originalen Regenten heran gekommen sind. Das sind 0,1 Gramm, das ist schon sehr präzise.

Im Rahmen meiner Recherchen habe ich dann aus dem Besitz der Familie Wünsch einen Regenten meines Großvaters aus Bergkristall zurückgekauft. Der war sogar noch original in einer Tüte mit der Handschrift meines Großvater verpackt. Diese Reproduktion, die mein Großvater in den 1960er-Jahren geschliffen hatte, war auch schon sehr genau geschliffen und diente uns als sehr gute Vorlage.

Auch hatte ich die Möglichkeit eine weitere sehr gute Reproduktion des Regenten von dem Idar-Obersteiner Edelsteinschleifer Rudolf Dröschel aus der Sammlung Heinz Reinkober, Dresden, für die Sammlung zu erwerben. Auch diese Anfertigung diente der Studie um auf unser genaues Ergebnis zu kommen.

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Der Erzherzog Josef Diamant - 78,54

Erzherzog Josef August von Österreich (1872 – 1962) war der erste offizielle Besitzer des kissenförmigen Diamanten, mit einem ursprünglichen Gewicht von 78,54 ct. Es gibt keine Informationen an welchem Ort der Stein zu welchem Zeitpunkt gefunden und geschliffen wurde. Der Diamant wechselte in der Erbfolge dann zu seinem Sohn Erzherzog Josef Franz, der ihn im Juni 1933 einer ungarischen Bank hinterließ. 1936 wurde der Diamant an einen Unbekannten verkauft.

 

Auf einer Auktion in London tauchte der Erzherzog Josef Diamant dann wieder am 22. Juni 1961, ein Jahr vor dem Tod seines Namensgebers, auf. Christie‘s versteigerte den Diamanten 1993 für 6,5 Millionen US-Dollar an Alfred J. Molina, ein Juwelier aus Arizona, der den Diamanten von 78,54 ct auf 76,02 schleifen ließ. Es sind nach diesem Umschliff keine neuen Höhe- und Breitenangaben oder eine neue Form bekannt. Daher ist davon auszugehen, dass die Tafel um 2,52 ct abgetragen wurde. Bei alten Schliffformen, besonders bei den aus Indien stammenden, ist die Tafel in Proportion zum gesamten Stein immer sehr klein und der Diamant zeigt dadurch weitaus weniger Brillanz. Durch eine vergrößerte Tafel erhält der Stein mehr Licht und somit mehr Reflexionen.

 

Sängerin Celine Dion trug den Erzherzog Josef hochkantig gestellt als Anhänger an einem Diamant-Collier in der Konzert-Show „A new day has come, CBS Special“ in Los Angeles im Februar 2002. International ist der Diamant auch als Archduke Joseph bekannt.

 

Im November 2012 versteigerte Christie’s in Genf den Diamanten erneut, diesmal für 20.355 Millionen Schweizer Franken an einen unbekannten Eigentümer. Unabhängig von einander lauteten im September 2012 die Expertisen des GIA Gemolocical Institute of America sowie dem Luzerner Gübelin GemLab, die beide den Fundort der Golkonda Mine in Indien zuschreiben, dass der Diamant die Farbe D zeigt, intern einschlussfrei klar ist und chemisch rein Typ IIa ist. Nach dem Polarstern, der als „Reinster der Reinen“ gilt, ist der Erzherzog Josef der „Größte der Reinen“, der jemals bewertet wurde.

 

Reproduktion in Edeltopas, 80,0 ct, von Rolf Ehrhard, Allenbach.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

Der Jubilée Diamant - 245,35 ct

Der Rohstein in Form eines Oktaeder wog 650,80 ct und wurde im Jahr 1895 in der südafrikanischen Jagerfontain Mine gefunden. Noch ungeschliffen wurde der Stein zunächst nach dem damaligen Staatspräsidenten Francis William Reitz benannt.

 

Ein Jahr später kaufte ein Londoner Konsortium (bestehend aus den Diamanthändlern Beit & Co., Wernher, Barnato Bros. und Mosenthal Sons & Co.) den Edelstein zusammen mit dem Excelsior Diamanten und man ließ beide Steine in Amsterdam von M.B. Barends schleifen. Zu Ehren des 60. Jahrestages der Krönung von Queen Victoria wurde 1897 der Reitz-Diamant zum Jubilée Diamanten umbenannt.

 

Auf der Pariser Weltausstellung wurde der Jubilée erstmals der Öffentlichkeit gezeigt und im gleichen Jahr von Sir Dorabji Tata, ein indischer Industrieller und Hotelbesitzer der u.a. mit Baumwolle und Stahl handelte, für seine Frau Meherbai gekauft worden sein. Nach dem Tod Meherbai, sie starb 1931 an Leukämie, verkaufte der Unternehmer den Diamanten und gründete aus dem Erlös den Sir Dorabji Tata Trust zur Erforschung dieser Krankheit.

 

Der Jubilée befindet sich heute zusammen mit dem Excelsior und dem Taylor-Burton Diamanten in der größten privat geführten Diamant-Sammlung von Robert Mouawad, einem milliardenschweren Juwelier und Luxusmakler aus Manama im Bahrain.

 

Reproduktion in Edeltopas, 215,0 ct, von Emil Juchem.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

Nichtsnutzige Kabinettsteine

In der Pariser Mode gibt es die Prêt-a-Porter und die Haute Couture. Mit der Konfektion verdient man das Geld und durch die Stilisierung treibt man das handwerkliche Können auf die Spitze und schafft damit ein Image. Als Haute Couture sind die sogenannten Kabinettsteine zu verstehen. Völlig nutzlos und unbrauchbar für die Verwendung im Schmuck sind diese überdimensionierten Schliffe in sauberen Quarzen wie Bergkristall oder Rauchquarz gefertigt. Aus den besten Rohsteinen wurde das bestmögliche Ergebnis mit dem größtmöglichen Gewicht geschliffen. Ein Kabinettstein repräsentierte in seiner Übertreibung nicht nur das handwerkliche Können eines Schleifers, sondern auch das künstlerische Bewusstsein für Form und Proportion. Neben der Pflicht, handelt es sich bei diesen Schliffen um die Kür, die man auch als Geniestreich bezeichnen kann.

 

Emil Juchem nutzte diese Darstellungsform zum Experiment und zur Selbsterfahrung. Durch entsprechende Größe waren neue Formen möglich, sowie die mannigfaltigen Anordnungen von Facetten. Der sogenannte NATO-Stern (Abb. rechts), wie Juchem diesen Kabinettstein aus Bergkristall mit den Abmessungen 80 x 58 x 44 mm bezeichnete, zeigt nur nicht eine ungewöhnliche neue Form und Silhouette, sondern die Facettenspiegelungen sollten einen Stern auf der Rückseite erzeugen. Auch der runde Bergkristall, in der Abbildung oben, mit einem Durchmesser von 80 mm und einer Tiefe von 55 mm in einem superlativen Diamantschliff lassen den Schleifer seine Grenzen austesten. Erfahrungen und Erkenntnisse aus dieser Übertreibung wurden dann auf verkäufliche Anfertigungen abgewandelt und übertragen. Häufig findet man in Idar-Obersteiner Edelsteinschleifereien diese Kabinettsteine in den hauseigenen Vitrinen als Aushängehängeschild für das Können des Meisters.

 

Heute empfindet man diese Stücke als hemmungslos, fast kitschig. Swarowski & Co. haben ihren Beitrag in Form von Synthesen zu einer inflationären Entwicklung geleistet. Trotzdem sind Kabinettsteine nicht zu verachten, denn sie sind die Auszeichnung eines talentierten Schleifers, der es versteht sein Handwerk im wahrsten Sinne auf die Spitze zu treiben.

Der Pigot Diamant - 47,38 ct

Der Pigot blickt auf eine bewegte Geschichte mit vielen Besitzern und einem ungewöhnlichen Verkauf, weshalb er auch als Lottery Diamond bezeichnet wird, zurück. Es gilt als belegt, dass der Edelstein im 18. Jahrhundert in der Region der Golkonda Mine in Indien gefunden wurde und gelang dort als Schenkung in den Besitz des britischen Gouverneurs des indischen Madras, George Pigot. Dieser überführte den roh geschliffenen Diamanten im Juni 1764 an Bord der East Indiaman Plassey nach England und wurde in London über einen Zeittraum von zwei Jahren und Kosten in Höhe von 3000 GBP zu einem ovalen Diamanten mit wenig Tiefe und Brillanz geschliffen.

 

Nach dem Tod von Pigot im Jahr 1777 erbten seine Brüder Robert und Hugh den Diamanten und diese nach ihrem Tod an insgesamt 6 Kinder. Die Erbengemeinschaft versuchte vergeblich den Edelstein zu verkaufen. Am 02. Juni 1800 wurde dann im Britischen Parlament die Durchführung einer Lotterie zum Verkauf des Diamanten zugestimmt und 11428 Tickets für eine Summe von 23998 GBP verkauft. Gewinner waren John Cruikshank, Richard Blanchford, John Henderson aus London sowie William Thompson aus Walworth mit der Losnummer 9488. 1802 verkauften diese den Diamanten über das Auktionshaus Christie’s an die Juweliere Rundell und Bridge (die ebenfalls den Nassak Diamanten kauften und umschliffen), die ihn 1804 Napeoleon Bonaparte vergeblich zum Kauf anboten. Im Jahr 1822 haben die Juweliere den Pigot dann an den Khedive Muhammad Ali von Ägypten verkauft. Ab dann verschleiern sich die Listen der Besitzer und der Verbleib.

 

Die Abmessungen zum Pigot sind nicht dokumentiert, lediglich die Karatzahl mit 47,38 ct ist bekannt. So wurde die Nachfertigung auch nur auf Vermutung geschliffen und wiegt mit seinen 100 ct doppelt so viel gegenüber dem Original. Der originale Pigot wird als flacher Diamant mit wenig Tiefe und somit auch wenig Brillanz beschrieben. Der Nachschliff hingegen hat eine Tiefe und kommt dem klassischen Brillantschliff entgegen.

 

Reproduktion in Edeltopas, 100,00 ct, von Emil Juchem.

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Der Stern von Südafrika Diamant - 47,96 ct

Oft gehen die Legenden auseinander, wenn es um die Geschichte berühmter Diamanten geht. Emil Juchem schreibt, dass die Tochter von Schalk van Niekerk mit Kieseln spielte und es stellte sich heraus, dass es Rohdiamanten waren. Van Niekirk erfuhr dann, dass eine Südafrikanerin einen größeren Diamanten hätte und er kaufte ihn ihr für 500 Tiere, wie Schafe und Pferde, ab. Brian Roberts beschreibt in seinem Buch „Kimberly: turbulente Stadt“, das ein Hirtenjunge 1869 den Rohdiamanten am Ufer des Orange River gefunden hat und von Van Niekirk für 500 Schafe, 10 Ochsen und einem Pferd verkauft wurde. Fakt ist, dass der Rohstein 83,5 ct wog und nach diesem Fund die Kimberley Mine erschlossen wurde.

 

 

Van Niekerk verkaufte den Stein an die Lilienfeld Brothers in Hopetown. Diese verkauften den Diamanten weiter nach England an Louis Hond (der Diamanten in Tropfenform schliff), dieser an Hunt & Roskell, bis er von dem Earl of Dudley, William Ward, für einen Kopfschmuck seiner Frau zusammen mit 95 Diamanten verarbeitet wurde. Bis zum 02. Mai 1974 blieb der auch als Dudley-Diamant gezeichnete Edelstein im Besitz der Wards und wurde dann in Genf an einen unbekannten Käufer versteigert.

 

Der tropfenförmige Stern von Südafrika wird als besonders rein und mit einer strahlenden Brillanz beschrieben.

 

Reproduktion in Edeltopas, 65 ct, von Emil Juchem.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

Der Pascha von Ägypten Diamant - 40,0 ct

Im Jahre 1874 wurde der Pascha Diamant zum ersten Mal von Louis Dieulafait in seinem Buch über Diamanten beschrieben. Eine Zeichnung zeigt darin den Pascha im 8eck-Schliff. Es ist dokumentiert, dass Woolworth-Erbin Barbara Hutton den Diamanten in eine rundere Form schleifen ließ und der Stein nach 40 ct nur noch 36 ct wog. König Farouk von Ägypten wird als weiterer Besitzer genannt. Der Pascha Diamant befindet heute in einer Privatsammlung.

 

Die Nachbildung in Edeltopas weicht erheblich im Gewicht vom Original ab. Zwar sind die Abmessungen von Länge und Breite bis auf einen halben Millimeter genau eingehalten, jedoch weicht die Tiefe mit 18,0 mm knapp 7 mm vom originalen Diamanten ab, so dass ein Unterschied von 33 ct entsteht. Das ist darauf zurückzuführen, dass zur Zeit des Nachschliffes nur wenig Informationen vorlagen und die Nachbildung bei fehlenden Angaben so geschliffen wurde, dass unabhängig zum Original ein schöner und brillanter Schliff entsteht.

 

 

Reproduktion in Edeltopas, 77,49 ct, von Linda Ehrhard.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

Der E. Dresden Diamant - 76,5 ct

Emil Juchem schreibt zur Historie, dass ein Herr von Edward H. Dresden aus London diesen Diamanten 1857 im brasilianischen Minas Gerais mit einem Rohgewicht von 119,5 ct gefunden hat. Der Englisch Dresden, oder auch E. Dresden genannt, wurde in London von Costers of Amsterdam geschliffen und für $ 200.000 verkauft.

 

Der Name Gaekwar von Baroda aus Indien wird als neuer Besitzer 1934 genannt. Im Jahr 1948 wird ein Foto mit seiner Frau Sita Devi von Baroda veröffentlicht, das die Maharani mit einem unglaublichen Collier aus großen Diamanten zeigt. Darauf ist der neben dem Englisch Dresden auch der Stern des Südens zu sehen.

 

  

Reproduktion in Edeltopas, 86,57 ct, von Linda Ehrhard.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

Der Polarstern - 41,28 ct

Der Diamant- und Edelsteinschleifer Emil Juchem bezeichnete den Polarstern in seiner Beschreibung „von reinstem Wasser“ und meinte damit, dass der Diamant von seiner Klarheit besonders sauber und makellos ist. Er gilt als „Reinster der Reinen“ aufgrund seiner absoluten Farblosigkeit.

 

Das Fehlen von Verunreinigungen durch Stickstoff, Bor und Wasserstoff macht den Diamanten chemisch rein und vollkommen farblos. Auch ist die Kristallstruktur perfekt geformt, ohne plastische Verzerrungen. Man geht davon aus, dass Rohdiamant die perfekte Form des Oktaeders hatte. Strukturelle Verzerrungen im Diamanten können dem Edelstein auch seltene, ausgefallene Farben verleihen, indem sie das Absorptionsspektrum des Diamanten ändern.

 

Die ersten Aufzeichnungen zu einem dokumentierten Besitz gehen auf Napoleon Bonapartes Bruder, Joseph Bonaparte im Jahr 1806 zurück. Für 52.500 Franken habe dieser den Diamanten von einem Herrn Morton erworben. Danach ging er in den Besitz der russischen Prinzessin Tatjana Youssoupoff (die Nichte von Grigory Alexandrovich Potemkin, dem Besitzer des Eugénie Diamanten), die den Diamanten 1924 über Cartier in Paris an Lady Deterting verkaufte, die Witwe des Gründers von Royal Dutch Shell. Ein anonymer Sammler aus Sri Lanka, wohl ein Edelsteinhändler, ersteigerte 1980 bei Christie‘s den Polarstern für 4,6 Millionen US Dollar.

Der Polarstern erhielt seinen Namen in Anlehnung an Polaris, dem Nordstern. Der Kissenschliff zeigt einen achtstrahligen Stern auf der Rückseite und sei so perfekt ausgeführt, dass der Diamant von alleine auf der Culet stehen bliebe.

 

Vor seiner Versteigerung 1980 wurde der Polarstern vom Gubelin Gem Insititut in Genf begutachtet und die Erkenntnisse zur absoluten Klarheit veröffentlicht. Leider blieb eine Anfrage bezüglich der exakten Abmessungen des Polarsterns unbeantwortet.

 

2006 wurde der Polarstern Motiv eines Gemäldes des Londoner Künstlers Damien Hirst. Dieses Kunstwerk wurde 2001 für $ 362,500 bei Christie’s in New York versteigert.

 

 

 

Reproduktion in Edeltopas, 45,84 ct, von Rolf Ehrhard, Allenbach.

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Der Florentiner Diamant - 140,91 ct

Florentiner Diamant Florentine diamond Tavernier Medici
Florentiner Diamant, nach Tillander, in Gelbquarz

Der Florentiner, der im Besitz der Medici in Florenz war und daher seinen Namen bezog, wurde in der Literatur mit einer hellgelben Farbigkeit mit einer leicht grünen Tönung beschrieben.

 

Gefunden wurde dieser farbige Diamant in der Golkonda Mine in Indien. Weitere berühmte Diamanten wie der Schah von Persien, der Orloff, der Großmogul, der Nassak, sowie der blaue Wittelsbach (heute Wittelsbach-Graff), und der Dresden Grün sind aus dieser Mine bekannt. In dieser genannten Riege gilt der Florentiner als einer der anspruchsvollsten, aber auch vollendetsten Schliffe aus dieser Zeit. Sein Gewicht wurde damals mit 137,27 ct angegeben, was 140.91 ct in heutiger Karatangabe entspricht.

 

Jean-Baptiste Tavernier (1605-1689), ein französischer Edelsteinhändler, dokumentierte den Diamanten erstmals 1657 als er sich im Besitz der Medici in Florenz befand. Dabei zeichnete er eine sternförmige Silhouette des Diamanten. Der Florentiner wurde im 15. Jahrhundert auch als Tuscan oder Tuscany Diamond bezeichnet.

 

1737, nach dem Tod des letzten Medici, wurde der Florentiner durch Franz von Lothringen, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, in die Österreichischen Kronjuwelen in der Wiener Hofburg aufgenommen. Eine schwarzweiße Fotoaufnahme aus dem Jahr um 1900 einer Parrure-Brosche, als Teil eines Hutgesteckes, der Habsburger in Österreich soll angeblich den Florentiner in einer Fassung zeigen. Jedoch weicht diese Silhouette, von Tillander dokumentierten Form, erheblich von den Aufzeichnungen von Tavernier ab und zeigt eine tropfenförmige abgerundete Ansicht. Daher kann man lediglich Mutmaßungen zur Form anstellen. Für Reproduktionen gelten beide Formen als richtig, sofern man diese auf Tavernier oder Tillander bezieht. Auch liegt die Vermutung nahe, dass ein neuer Besitzer gerne einen neuen Schliff an einem Diamanten vollzog, um einen eigenen Namen für die Geschichte zu etablieren. So wurde der Florentiner im Besitz der Habsburger auch als Austrien Diamond oder Austrian Yellow bezeichnet. Leider wirkten sich solche Umschliffe, wie auch im Fall des Koh-I-Noor, dramatisch auf Kosten des Gewichtes und die Brillianz eines Diamanten aus.

 

Nachdem der Habsburger Karl II aus Österreich nach dem Ersten Weltkrieg in Schweizer Exil ging, war der Florentiner noch in seinem Besitz. 1918 wurde der Diamant angeblich von einem Vertrauten des Hofes gestohlen. Seither kursieren Gerüchte um den Verbleib des Diamanten.

Florentiner Diamoant Florentine diamond Tavernier
Drei Nachbildungen des Florentiner Diamanten, nach Tillander.

Für einen Nachschliff (rechts), den ich nun zusammen mit meinem Vater, dem Edelsteinschleifer Rolf Ehrhard, durchführte, habe ich einen annähernd farblich passenden Gelbquarz ausgesucht. In alten Unterlagen habe ich eine korrigierte Beschreibung von Herr Devitte gefunden, die den Schliff nach Tillander als 9-sided double rose cut beschreibt und, anstatt 171, lediglich 135 Facetten aufzeigt.

 

Die drei Nachschliffe des Florentiner der Emil-Juchem-Sammlung zeigen zum einen eine Anfertigung in Weißtopas (Dichte bei 3,56) mit 122,85 ct, in Citrin (Dichte bei 2,65) mit 137,27 ct und in Gelbquarz (Dichte bei 2,62) mit 80,51 ct. Hierbei stellt sich eindrucksvoll dar, wie unterschiedlich sich die Dichte eines Edelsteines auf das Gewicht auswirkt. Obwohl die Abmessungen von Höhe und Breite nahezu identisch sind, liegen große Unterschiede im Gewicht der beiden Anfertigungen in Quarz vor. Es ist davon auszugehen, dass der Florentiner durch seine Tiefe ein großes Volumen aufzeigte.

 

Links: Emil Juchem, Wirschweiler, 1960ger, Edeltopas, 122,85 ct. 

Mitte: Rudolf Dröschel, Idar-Oberstein, 1970ger, Citrin, 137,27 ct.

Rechts: Rolf Ehrhard, Allenbach, 2020, Gelbquarz, 80,51 ct.

 

Um sich der Präzision der Reproduktion zum Original in Diamant zu nähern, lassen sich über den den Topas sehr gut Rückschlüsse auf die wirkliche Größe ziehen. Es ist zu vermuten, dass der Florentiner tiefer als 20 mm war. Der Schliff dieses historischen Steines ist so komplex, dass er höchste Ansprüche an das Schleifen stellt und nur von ganz wenigen Schleifern so präzise ausgeführt werden kann.

 

Emil Juchem schreibt hierzu in seinen Aufzeichnungen: „Dieser Stein ist durch seinen herrlichen Schliff einer der schönsten Diamanten…Ich habe ihn nur wegen seines besonders schönen Schliffes in Bergkristall (und auch in Edeltopas) angefertigt.“

 

 

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

 

Das Januargespräch

AC: Du hast von 1991 bis 1994 im Musteratelier von ESCADA in München gelernt. Was waren Deine Gedanken, als Du erfahren hast, dass ESCADA nun 2020 bereits zum zweiten mal Insolvenz angemeldet hat?

ME: Natürlich habe ich das Wirken von ESCADA auch nach meiner Ausbildung verfolgt. Noch über Jahre hatte ich Kontakt und ja auch ein Sponsoring für meine Diplomkollektion 2000 in Form von Stoffen und Strickgarnen. ESCADA stand für eine exklusive internationale Mode für einen ganz bestimmten Typ Frau. Als ich mit meiner Lehre dort begann, war das Label mit mehr als einer Millarde DM Umsatz im Housse. Ich weiß noch, wie ein und dieselbe Hose 29.000 mal produziert wurde und die gesamte Kollektion hatte 1.800 Teile. Da stand eine unglaubliche Konfektion und unfassbare Leistung dahinter. Während meines ersten Lehrjahres verstarb dann die Gründerin Margaretha Ley. Sie war die Identifikationsperson von ESCADA, keiner verkörperte diese bestimmte Mode, diese Marke, diesen Frauentyp und auch den Luxus wie sie. Nach ihrem Tod war diese Identifikation nicht mehr da, und es nützte auch nichts, dass die Schaufensterpuppen in den Stores nach ihrem Abbild geformt waren. Ohne Margaretha Ley war ESCADA nicht mehr ESCADA. Danach dann das Übliche, ständiger Austausch im Design, man wollte die junge Kundin ansprechen, die diesen typischen ESCADA-Look aber nicht annahm. Dann ständige Prozesse bezüglich Plagiatsvorwürfen, zu viele Lizenzvergaben und ständig neue Investoren und Inhaber. 2009 die erste Insolvenz und wieder ständige Wechsel. Irgendwann ist die Kuh dann gemolken...und muss vom Eis.

AC: Welche Marke, für die Du gearbeitet hast, hat 2020 Deiner Meinung nach richtig gehandelt?

ME: BIRKENSTOCK! Mir gefällt Oliver Reichert als neuer CEO von BIRKENSTOCK sehr gut. Der Mann schaut dort hin wo es weh tut und handelt entsprechend. Er hat sich zum Beispiel vom Verkauf über Amazon getrennt, da dieser Onlinehandel auch Kopien verkauft und nicht die Marke schützt. Auch gefällt mir, dass er nicht auf diese Flut von Influenzern und Bloggern vertraut, um die Marke zu kommunizieren. Er setzt auf den Onlinevertrieb mit einem sehr guten eigenen Shop. BIRKENSTOCK ist heute natürlich auch nicht mehr die Firma, wie sie es 1987 war als ich dort neue Designs entwarf. Damals war es ja noch ein Familienunternehmen mit Carl Birkenstock und seinen drei Söhnen. Als einzigen Kritikpunkt hätte die vielen Kooperationen und Sonderkollektionen mit anderen Marken und Designern. Das verwässert ein wenig das Eigene. Auch würde ich im Design ein wenig näher an der Idee von einem Schuh im orthopädischen Sinne von Carl Birkenstock bleiben, da könnte man auf den Punkt tolle Sachen machen.

 

AC: Hast Du noch Kontakt zu Philip Treacy in London?

ME: Ja, habe ich. Philip macht es übrigens in dieser Krise genau richtig: Er macht noch elegantere Hüte. Es ist unsere Aufgabe als Designer in so einer Zeit dem Menschen durch besonders schönes Design Hoffnung zu geben. Es geht nicht darum, trotz aller Widrigkeiten, einfach nur durchzuhalten, sondern weiter zu machen und sich noch mehr anzustrengen und sein Bestes zu geben um noch Schöneres zu kreieren.

 

AC: Markus, wie hat sich nach diesem Krisenjahr 2020 Dein Geschäft verändert?

ME: 2019 haben sich in meinem Vertrieb schon einige Anzeichen angedeutet, die sich dann im letzten Jahr erst recht verstärkt hatten. Ich spreche da vom Rückgang im Einzelhandel, mit 40% weniger Umsatz 2020. Zum Glück konnte ich 15% Zuwachs im Onlinehandel verbuchen. Mein Schmuck war in acht Geschäften vertreten. Jetzt sind meine Arbeiten nur noch direkt in meinem Onlineshop erhältlich und ich konnte dadurch für meine Kunden die Preise senken. 

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Der Blue Hope Diamant - 45,52 ct

Blue Hope diamond Harry Winston Smithsonian museum

Der Fundort des Blue Hope Diamanten wird der Kollur Mine im indischen Golkonda Gebiet zugeordnet. Sein Rohgewicht soll 115,16 ct betragen haben. Es gibt Vermutungen und auch relativ plausible Erklärungen, dass der Tavernier Blue, der um 1610 in den Golkonda Minen in Indien gefunden wurde, zum Blue Hope wurde. Der heutige Blue Hope lässt sich virtuell mit Verschnitt in den Tavernier hineinrechnen.

 

Der französische Diamanthändler Jean Baptiste Tavernier soll 1668 angeblich den blauen Diamanten an den französischen König Louis XIV verkauft haben. Dessen Hofjuwelier Sieur Pitau soll den Edelstein in einen dreieckigen Tropfen von 67,50 ct geschliffen haben. In den Wirren der Französischen Revolution wurde der Hope gestohlen und galt gemeinhin als verloren. Jedoch ist die Historie bis heute nicht eindeutig geklärt.

 

 

Reproduktion in London Blue Topas, 49,89 ct, von Rolf Ehrhard, Januar 2021.

 

1824 wurde der blaue Diamant, wohl als Rohstein (!), nach seinem Besitzer Henry Philip Hope, einem Londoner Bankier niederländischer Herkunft, benannt. Diese Jahreszahl kann als erste fundierte Dokumentation des blauen Diamanten als sicher beschrieben werden. Nach seinem Tod im Jahr 1839 entbrannte zwischen seinen drei Neffen ein Streit um das blau funkelnde Erbe und Henry Tomas Hope erwarb schließlich den Diamanten zusammen mit sieben weiteren Juwelen der Sammlung. In den Jahren 1841 wurde der Blue Hope dann auf der „Great Exhibition of London“ und 1855 auf der „Exhibition Universelle“ in geschliffener Form ausgestellt.

 

Ab 1887 wurde Henry-Francis Hope-Pelham-Clinton weiterer Besitzer, nach seinem Bankrott im Jahr 1901 verkaufte dieser den Diamanten für GBP 29.000 an den Londoner Edelsteinhändler Adolf Weil. Weil wiederum verkaufte an den Diamantenhändler Simon Frankel, New York, dieser im Jahre 1908 für $ 400.000 an Salomon Habib, Paris. Habib 1910 an den Edelsteinhändler Rosenau. Rosenau verkaufte im gleichen Jahr für 550.000 Francs an Pierre Cartier. Cartier dann an die reiche Erbin Evalyn Walsh McLean, Tochter des Goldminenbesitzers Thomas Francis Walsh. Evalyn würde man heute für ihren exklusiven aber auch exzessiven Lebensstil als „It-Girl“ bezeichnen. Unter anderem trug sie an einem Collier den Blue Hope zusammen mit dem 94 karätigen Star of the East Diamanten und den viereckigen McLean Diamanten als Ringstein. Nach ihrem Tod 1947 wurde aus der Treuhand ihres Vermögens der Blue Hope an den New Yorker Diamantenhändler Harry Winston verkauft.

 

Harry Winston, der ebenfalls den Nassak Diamanten in einem Smaragdschliff ändern ließ, schliff 1958 die Rückseite des Blue Hope, um mehr Brillanz zu erzeugen, in seine heutige Form um. Am 08. November 1958 schickte der Diamanthändler den Blue Hope als versichertes Postpaket als Geschenk an das National Museum of Natural History des Smithsonian Institutes in Washington, wo er bis heute zu besichtigen ist.

Der Dresden Grün Diamant - 41,0 ct

Dresden Grün Diamant Grünes Gewölbe Dresden Reproduktion
Dresden Grün - Reproduktion in Russischem Quarz

Die genaue Herkunft des Dresden Grün ist nicht eindeutig geklärt. Er wird aufgrund seiner besonderen Farbigkeit der Golkonda Mine in Indien zugeschrieben. Es gibt aber auch Publikationen die den Farbdiamanten einer brasilianischen Herkunft zuordnen. Besonders ist seine Grüntönung, die auf radioaktive Strahlung in seiner Lagerstätte zurückzuführen ist.

 

Erstmals wird der Dresden Grün 1722 in London genannt, da er dort von einem Rohgewicht von 119,5 ct auf sein heutiges Gewicht von 41 ct birnenförmig geschliffen wurde.

 

Kurfürst und König August III. kaufte 1741/1742 den Diamanten auf der Ostermesse in Leipzig vom niederländischen Diamantenhändler Delles für angebliche 400.000 Taler. 1768 wurde der Diamant von Hofjuwelier Johann Friedrich Dinglinger zu einer Agraffe für eine Hutkrempe gefertigt. In einer eigenen Fassung ist der Diamant aus dieser Montur herausnehmbar.

 

Ab 1945 befand sich der Dresden Grün als Kriegsbeute in der Sowjetunion und kehrte 1958 als Teil der sächsischen Kronjuwelen zurück in das Neue Grüne Gewölbe im Dresdener Residenzschloss.

 

Für die Reproduktion wurde ein sogenannter "Russischer Quarz" verwendet. Der kristalline Aufbau und die Zusammensetzung entsprechen einem Quarz, die Herstellung erfolgt jedoch auf künstlichem Weg. Durch Zugabe von Bor färbt sich der Kristall entsprecht in einer grün-blauen Tönung. Jede Farbigkeit und Farbintensität ist mit dieser Methode, die ausschließlich in Russland in blockförmigen Kristallen produziert wird, möglich herzustellen.

 

Reproduktion in aufkristallisiertem Russischen Quarz, 33,95 ct, von Rolf Ehrhard und Markus Ehrhard.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

 

 

Der Brillant-Schliff nach Emil Juchem

Es war im Jahr 1939 als der deutsche Professor W.F. Eppler den modernen Brillantschliff errechnete. Dieser Vollschliff zeigt in einem Diamanten optimale Spiegelungen des oberen Bereiches (der Krone, mit mindestens 32 Facetten, der Tafel und dem Rundiste, der den Durchmesser angibt) im unteren Bereich (dem Pavillion, mit insgesamt 24 Facetten und der Kalette bzw. Spitze).

 

Diese Schliffform bildet heute eine gültige Grundlage zur Bemessung und Bewertung eines Diamanten. Der durch die Winkelanstellungen von 32,2° in der Krone und 40,8° im Pavillion feststehenden Proportionen, kann anhand des Durchmessers das etwaige Gewicht in Karat zugeordnet werden. Schliffformen von vor 1939 werden als Altschliff betitelt und lassen Rückschlüsse auf die Entstehungszeit eines Schmuckstückes zu. Nur diese runde moderne Form wird als Vollschliff, Billantschliff oder als Brillant bezeichnet.

 

Emil Juchem erlernte den Beruf des Diamantschleifers, fertigte später aber auch Schliffe in weiteren Edelsteinarten wie Topas, Turmalin oder der Quarz-Gruppe. In eigens dafür hergestellten Präsentationskästen dokumentierte der Schleifer aus Wirschweiler in fünf Schritten den Schliff des modernen Brillanten von der natürlichen Oktaederform beginnend, hier in Bergkristall:

 

Abb. 1:  Oktaeder als Vier-Pint, wie er gefunden

Abb. 2:  Ein gesägtes Oktaederteil

Abb. 3:  Rundiert mit sichtbaren Riefen und erster Ecke

Abb. 4:  Stein auf Ecken und Tafel poliert

Abb. 5:  Stein auf Ecken und Hauptfacetten

Abb. 6:  Der fertige Brillant

 

Fotos und Kontent Markus Ehrhard

 

 

 

Noch vor dem Zeitgeist

In den frühen 1950er Jahren hat mein Großvater, Diamant- und Edelsteinschleifer Emil Juchem aus Wirschweiler, diese abstrakte Skulptur in Bergkristall geschliffen.

 

Zu dieser Zeit wurde an der Optimierung des heutigen modernen Brillantschliffes geforscht und man experimentierte an Spiegelungen durch berechnete Anordnungen von Winkeln.

 

Die Werkzeuge und Maschinen, wie ein Sandstein, den sich Juchem mit seinem Bruder teilte, waren nach dem Zweiten Weltkrieg dürftig. Mit den einfachsten Mitteln wurde mit viel Zeit und Überlegung gearbeitet. Als kreativer und handwerklich talentierter Mensch entwickelte Juchem sogar eigene Werkzeuge um innovativ und neu zu sein. 

 

Idar-Oberstein und seine Umgebung ist weltweit ein Begriff für die Verarbeitung von Edelsteinen und Herstellung von Schmuck. Oft waren und sind neben einer Schleiferei, auch ein Goldschmied, ein Graveur, ein Händler mit internationalen Kontakten, oder auch eine Gießerei oder ein Verpackungshersteller zu finden. Diese Konzentration bedeutete aber auch, dass eine große Konkurrenzsituation herrscht. Daher war es früher wie heute von Vorteil, anders zu sein, kreativ zu sein.

 

In vorangegangenen Blogartikeln habe ich mehrfach über die Replikationen und Nachschliffe berühmter Diamanten meines Großvaters gesprochen. Er begann damit 1962 und dieser Bereich wurde für die nächsten 12 Jahre sein Hauptgeschäft. Dennoch experimentierte er gerne mit neuen Formen, Be- und Verarbeitungen, sowie mit eigens entwickelten Werkzeugen. Studiere ich nun heute seine knapp 6 cm hohe Skulptur, so finde ich sie furchtlos und ein Wagnis für die Zeit der 1950er Jahre. 

 

Edelsteingestalter Bernd Munsteiner, den ich in unserer Edelsteinregion als zeitgenössischen Künstler am meisten schätze, wurde in den 1970er/1980er Jahren für diese Edelsteinverarbeitung berühmt und etablierte mit seinen Arbeiten nicht nur international das Genre der Edelsteinskulptur, sondern setzte neue Maßstäbe.

 

Ich erkenne in der Arbeit meines Großvater gleiche Visionen und Ansätze. Aber diese kleine Skulptur zeigt mir als Designer auch, dass die Begabung von Sehen, Vorstellungskraft und räumlichen Denken, oder das Talent die richtigen Entscheidungen für Material, Farbe, Form und Proportion treffen zu können, nicht immer Garant einer erfolgreichen Arbeit bedeutet. Auch wenn eine Umsetzung gelingt, ist das Genannte völlig nutzlos, wenn man vor dem Zeitgeist liegt. Für mich beschreibt diese Skulptur eine Urform, ein Archetyp für eine neue Art. Sie setzt einen Bezugspunkt für weiterführende Entwicklungen und Folgewirkungen, und sie zeugt von reiner Kreativität.

 

Foto und Kontent: Markus Ehrhard

 

 

Der Stern von Este Diamant - 18,25 ct

„Ein hervorragender, vollkommen gleichmäßiger Brillant mit ausgezeichnetem Schliff und Feuer“, so beschreibt von Emil Juchem den Stern von Este.

 

Der Stern von Este ist nach seinem ersten Besitzer Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este benannt. Der Thronfolger von Österreich-Ungarn aus dem Haus Habsbrug-Lothringen wurde zusammen mit seiner Frau, Sophie Herzogin von Hohenberg, am 18. Juni 2014 bei einem Attentat in Sarajevo ermordet. Der Diamant ging über zur Österreichischen Krone an Kaiser Karl II., der 1918 ins Schweizer Exil flüchtete. Karl II. führte ebenfalls den Florentiner Diamanten auf seiner Flucht mit sich. Dieser wurde jedoch von Vertrauten gestohlen. Zuletzt wurde der Stern von Este 1951 genannt, als der Diamant von Farouk, dem Pascha von Ägypten, erworben wurde. Ein derzeitiger Besitzer ist nicht bekannt.

 

Die Angaben zum Stern von Este, der im Kissenschliff gefertigt ist, sind sehr ungenau. Es liegt heute lediglich die Karatangabe von 18,35 ct vor. Die Nachbildung von Emil Juchem zeigt in Edeltopas ein Gewicht von 53,85 ct an und man ging in den 1960ger Jahren davon aus, dass dieser Diamant weitaus größer sei. Ähnlich irritierend ist diesem Zusammenhang die unterschiedlich Annahmen zum Le Grand Condé, einem birnenförmigen Diamanten der für seine rosafarbene Tönung bekannt ist. Auch da weichen die enorm große Nachbildung mit 59,63 ct ab vom Original, welche heute mit 9,6 ct angegeben ist.

 

Man kann diese Abweichungen heute nur damit erklären, dass zur Zeit der damaligen Anfertigung einfach zu wenig Informationen vorhanden waren und man aus der Phantasie heraus geschliffen hat. Es haben sich viele Mythen um historische Diamanten gebildet, und das durch eine Übertreibung und Stilisierung der Nachbildung diese Mythenbildung, Faszination und Begehrlichkeit unterstützt wurde.

 

Reproduktion in Edeltopas, 53,85 ct, von Emil Juchem.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

 

 

Der Eugénie Diamant - 51 ct

Laut dem Buch über große brasilianische Diamanten vermutet der Autor Esmeraldino Reis, dass der Rohdiamant mit einem Gewicht von ca. 100 ct um 1760 in einer Mine im brasilianischen Minas Gerais gefunden wurde. Über Lissabon gelang der Edelstein zum Schleifen in die Niederlande.

 

Als erste Besitzerin wird die russische Kaiserin Katharina II. offiziell genannt, die den Diamanten in einem Haarschmuck trug. Als Geschenk erhielt ihr Geliebter Grigory Alexandrovich Potemkin den Edelstein und wurde als Potemkin Diamant bekannt. Nach dessen Tod 1791 erbte seine Nichte Gräfin Alexandra Branicka und nach ihrem Tod Prinzessin Ekatarina Pavlovna Bagration den Potemkin.

 

Kaiser Napoleon III. erwarb den Diamanten 1853 als Brautgeschenk für seine Kaiserin Eugénie de Montijo, die für ihren exquisiten Geschmack in Mode und Schmuck bekannt war. Heute würde man Eugénie als Stilikone bezeichnen. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg flüchtete 1870 die Kaiserin Eugénie mit ihrem Sohn Louis und einem Teil ihrer exklusiven Schmucksammlung zu Königin Viktoria nach England und musste dort 1872 schließlich den Diamanten über das Auktionshaus Christies verkaufen. Der Inder Malhar Rao Holkar, ein militärischer Sudebar, erwarb den Diamanten für ca. GBP 12.000. Im Jahr 1998 trat der Eugénie in der Ausstellung „Schätze der Zaren“ wieder in die Öffentlichkeit. Der Diamant ist mittlerweile in Privatbesitz eines Unbekannten.

 

Reproduktion in Edeltopas, 60,43 ct, von Emil Juchem.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

 

 

Der Tiffany Diamant - 128,51 ct

Die Geschichte zum kanariengelben Tiffany Diamanten ist im Vergleich zu anderen berühmten Diamanten der Historie relativ jung und unspektakulär. Seit seinem Fund, mit einem Rohgewicht von 287,42 ct, in der südafrikanischen Kimberly Mine im Jahr 1878 ist er im Besitz von Charles Lewis Tiffany in New York, der den Diamanten für 18.000 US-Dollar kaufte und im Kissenschliff schleifen ließ. Es war Tiffany der übrigens das Logo der New York Yankees entwarf. Für eine Gravur in einen Pokal setzte er die beiden Buchstaben "NY" zu einem weltberühmten Logo ineinander. Talent zeigte Tiffany in der Bestimmung seiner Designer. Ob Paloma Picasso, Elsa Peretti oder Frank Gehry, Tiffany präsentiert sich immer State of the Art. Auch zeigte Tiffany Spürsinn in der Auswahl einer Identifikationsfarbe für seine Marke. Eine Verpackung in diesem unverkennbaren Türkis assoziiert jeder sofort mit Tiffany.

 

 

Hingegen spektakulär und neu ist das Marketing das Tiffany mit dem gelben Diamanten verfolgt. Charles L. Tiffany war der Vorreiter von firmenbezogenen Image-Diamanten. Keine Monarchen oder Staaten sind die Eigentümer, sondern namhafte Weltmarken wie DeBeers, Bulgary oder Cartier haben nach Tiffany ihren eigenen einzigartigen Diamanten. Dabei handelt es sich immer um Neufunde. Den blauen Wittelsbach Diamanten hingegen hat der britische Juwelier Laurence Graff erworben, den Stein 2009 umschleifen lassen und ihn dann den Wittelsbach-Graff genannt.

 

Tiffany setzt in seiner Vermarktung auf ein personenbezogenes Marketing, was bei einer Präsentation immer dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Erstmals trug Mrs. E. Sheldon Whitehouse den gelben Diamanten an einem kurzen Collier anlässlich des Tiffany Feather Ball 1957 in New Port. 1961 wurde der Edelstein im Film „Frühstück bei Tiffany“ gezeigt und für Imagefotos zum Film und für Tiffany’s von Audrey Hepburn als kurzen Choker getragen. Schmuckdesigner Jean Schlumberger entwarf diese Collierform, in der der Diamant separat als Brosche herausgenommen werden konnte. Für eine Schlumberger-Retrospektive im Musée des Art Décoratifs 1995 in Paris wurde der Tiffany zusammen mit einem Vogel in eine Brosche gesetzt. Dieses Schmuckstück trug den Titel „Bird on a Rock“ und wird noch heute in Abwandlung mit anderen besonders großen Farbedelsteinen von Tiffany produziert. 2019 trug Lady Gaga den Tiffany wieder in einer kurzen Collierform als Anhänger zur 91. Oscar Verleihung. Dieser Auftritt wurde allein in den USA von 29,6 Millionen Zuschauern gesehen.

 

2021 lanciert Tiffany die Kampagne „About Love“. Fotograf Mason Poole setzt den Tiffany Diamanten an einer langen Sautoirekette mit weißen Diamanten und das in tiffanytürkis gehaltene Gemälde von Jean-Michel Basquiat zusammen mit Sängerin Beyonce und ihrem Mann Jay-Z in Szene. Dabei wird der gelbe Diamant zum ersten Mal in der Geschichte von Tiffany in einer Werbekampagne eingesetzt und das Gemälde „Equals Pi“, das Basquiat 1982 malte, als Premiere der Weltöffentlichkeit gezeigt.

 

Der 1886 von Charles L. Tiffany eingeführte Verlobungsring mit einem Solitär Diamanten stellt bis heute das Kerngeschäft der Weltmarke dar und hat in den Vereinigten Staaten sogar die eigene Tradition geschaffen, dass die Frage aller Fragen kniend mit einem weißgoldenen Tiffany-Ring und einem Tiffany-Diamanten in einer türkisfarbenen Box gestellt wird. Auch wird die Nachhaltigkeit 2021 bei Tiffany im Marketing thematisiert. Die eingesetzten Diamanten werden verantwortungsvoll beschafft und die Herkunft ist verfolgbar. Tiffany erfindet sich immer wieder neu und hebt sich dabei von allen anderen Luxusmarken ab:

 

It’s cold outside of Tiffany‘s!

 

Emil Juchem beschrieb den Tiffany wie folgt: „Der Schliff ist außerordentlich schön und sorgfältig ausgeführt.“

 

Reproduktion in Gelbquarz, 105 ct, von Emil Juchem.

Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

 

Nachtrag:

Am 10. März 2022 hat mich ein Brief des Autors Klaus Eberhard Wild erreicht, das Buch "Historische Diamanten - Mythos und Legenden und die Kunst der Reproduktion - Die Sammlung Juchem-Ehrhard" befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Druck. Seine Antworten auf meine Fragen zu seinem Zeitungsartikel „Wie Duplikate von Diamanten ihren Weg in die Welt fanden“ der Rheinzeitung vom 26.02.2022  möchte ich in diesem Nachtrag wiedergeben, da sie entscheidende Informationen liefern, die im Laufe meiner Recherche nicht geklärt werden konnten. Im Folgenden ein Auszug aus diesem Brief:

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Der Stewart Diamant - 120 ct

Häufig wurden bei geschichtsträchtigen Diamanten Abformungen des Rohfundes als auch vom fertigen Edelstein in Gips oder auch Blei, sowie Nachformungen in Holz angefertigt. Der Verarbeitungsprozess ist so zum Beispiel beim Cullinan genauestens belegt und im Fall des Umschliffes des Koh-I-Noor Diamanten auch die Weiterentwicklung dokumentiert. Leider liegen zum Stewart Diamanten wenig aussagekräftige Informationen vor.

 

Mit einem Rohgewicht von 288,5 ct wurde der Stewart im Jahr 1872 in der River Diggings von Waldecks Plant am Waal, Südafrika, gefunden und mit einem fertigen Gewicht von 120 ct für 180.000,- DM verkauft. An wen ist unbekannt. Daher bleibt dieser Nachschliff in Edeltopas auch nur eine Mutmaßung.

 

Reproduktion in Edeltopas, 155 ct, von Emil Juchem.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

 

 

Der Großmogul Diamant - 275,65 ct

Es ist überliefert, dass der Großmogul als größter Diamant in der Kollur-Mine, im Golkonda-Areal, am Kistalfluss in Indien mit einem Gewicht von 787,5 ct gefunden wurde. Auch ist überliefert, dass der Großmogul von dem venetianischen Schleifer Hortensio Borgis wohl ungünstig geschliffen und er dafür bestraft wurde.

 

Im Jahr 1665 besuchte der französische Edelsteinhändler Jean-Baptiste Tavernier auf Einladung den Großmogul Muhammad Aurungzeb Alamgir (sein Vater Shah Jahan erbaute für seine verstorbene Frau Mumtaz Mahal das berühmte Taj Mahal). Zum ersten und wohl auch letzten Mal wurde der Großmogul Diamant im Jahre 1676 in der Veröffentlichung von Tavernier als Zeichnung dargestellt und als „zweigeteiltes Ei“ beschrieben. Tavernier gab den Diamanten mit einem geschliffenen Gewicht von 279 9/16tel ct an, was in heutiger Gewichtangabe 275,65 ct entspricht. Seither gilt der Großmogul bis heute als verschollen.

Der russische Geologe und Gemologe Alexander Fersmann studierte zu Beginn 1900 den Orloff Diamanten in Moskau und kam wohl zu der Erkenntnis, dass es sich um den Großmogul handeln müsse. Dies könnte historisch als auch schlifftechnisch der Fall sein, aber es gibt keinen Beleg oder einen Beweis dazu. Der Großmogul wurde von Tavernier als gleichmäßig, symmetrisch und exakt geschliffen in der Zeichnung dargestellt, wohingegen sich der Orloff durch seine Ausführung als genaues Gegenteil in seiner Unregelmäßigkeit zeigt.

 

Der Schliff des Großmoguls ist als Kuppelschliff zu bezeichnen. Die Unterseite ist eine glatte Fläche und die Kuppel war wohl mit insgesamt 280 Facetten besetzt.

 

Reproduktion in Edeltopas, 320 ct, von Emil Juchem.

Copyright Markus Ehrhard für Foto und Kontent.

Daydream

Daydream
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Ornito Brand Ambassors: Jan & Jens

Jan und Jens sind die ersten Brand Ambassadors von Ornito. Die beiden Stuttgarter zeigen in ihrem Instagram Profil twins.aestetics, wie der ausdrucksstarke Schmuck aus Idar-Oberstein getragen wird. Den coolen Look kreieren sie selbst, ob mit freiem Oberkörper oder im oversized T-Shirt. Als Blogger und Influencer zeigen sie täglich ihrer wachsenden Fangemeinde, wie Mode und Fitness als Lifestyle von ihnen begriffen wird.

"Jan und Jens haben mich im Mai 2018 kontaktiert und wollten meinen Schmuck in einem Post vorstellen. Als Schmuckhersteller erhalte ich im Zeitalter von Bloggern ständig Anfragen dieser Art. Doch von den Jungs ging eine ganz besondere Ausstrahlung aus. Sofort konnte ich mir vorstellen, wie mein Schmuck den Look der beiden unterstützt. Jan und Jens sind ästhetisch und zugleich authentisch. Als Zwillinge geben sie sich nicht eineiig. In ihren Posts fordern sie sich immer in einem Battle heraus. Das macht das Folgen zusätzlich spannend", Markus Ehrhard.

Die Fotos macht übrigens der Vater: mow_photograhy

 

coloured emotions

Alles im Universum muss eine Farbe haben, sonst funktioniert das alles nicht.

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Erst die Freihandzeichnung, dann die Animation - The Artist's Eye

Die freihandZeichnung

Die Grafik

Die Animation


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Ornito nun auch auf www.shapeways.com

3d Design

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Drei Bücher über die Kunst der Senufo

Kunstbuch Kunst der Senufo, von Autor Markus Ehrhard
Buchreihe über die Kunst der Senufo, Elfenbeinküste, von Markus Ehrhard

Wenn Brauch Gebrauch beeinflusst

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Markus Ehrhard im Interview zum dritten Buch „Wenn Urform Form bestimmt“

Prägnante Werke von 25 Senufo-Schnitzern aus der Zeit von Anfang 1900 bis heute betrachtet der Trierer Diplom-Designer Markus Ehrhard in seinen drei Kunstbüchern aus Sicht eines Machers und Sammlers. Die nun letzte Veröffentlichung unter dem Titel „Wenn Urform Form bestimmt“ umfasst seine Montage von Ursache und Wirkung der Afrikanischen Skulptur auf unsere Kunst und das Design.

 


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Die Philosphie von www.symbolring.com

Es gibt nur einen nackten Mann und eine nackte Frau - alles andere ist Vermutung

Lebensgemeinschaften, schwule Lebensgemeinschaft, lesbische Lebensgemeinschaft, Gleichstellung
Mit www.symbolring.com Lebensgemeinschaften formen
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Neuer Online-Shop www.symbolring.com

Männlicher Symbolring

symbolring.com für Männer
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Weiblicher Symbolring

symbolring.com für Frauen
Weiblicher Symbolring

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Wie ein Ornito 3d-Design entsteht

Der Beginn ist eine heikle Angelegenheit. Es gibt immer ein Füllhorn an Ideen, doch oft sind deren Umsetzungen einfach nicht möglich. Nicht selten finde ich dann nach Jahren durch eine neu entwickelte Technik Wege, frühere Ideen und Design dann umsetzen zu können.

 

Der 3d-Druck ist eine solche Innovation. Grafiken, die ich vor 15 Jahren für coole T-Shirt Prints entworfen habe, kann ich heute als dreidimensionalen Schmuckanhänger konfektionieren. Anhand meines Haizahn Firmen-Logos zeige ich die verschiedenen Entwicklungsstufen bis hin zum fertigen Artikel.

 

In diesem Fall war zunächst der originale Haizahn in Silber, mein allererstes Design für meine Männerschmuck - Kollektion.

Originale Vorlage des Ornito Haizahn
Ornito Haizahn Silberanhänger
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Design ist Ordnung - Neuordnung ist Kunst, Teil III

Tugubele Figurenpaar von Ziehouo Coulibaly, Senufo aus dem Kunstbuch Wenn Neuordnung Ordnung schafft von Markus Ehrhard
Abb 3: Tugubele von Ziehouo Coulibaly, Senufo aus Korhogo, Elfenbeinküste
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Design ist Ordnung - Neuordnung ist Kunst, Teil II

Nyingife Figuren geschnitzt von Silué, Senufo, aus dem Buch Wenn Neuordnung Ordnung schafft von Markus Ehrhard
Abb 2: Nyingife Figuren von Songuifolo Silué, Senufo aus Sirasso, Elfenbeinküste

 

Kommen wir noch einmal auf die Skulptur zu sprechen. Inwiefern zeigt sich die Prägnanz eines Senufo-Schnitzers?

 

Ich verbildliche dies an einem Beispiel von drei kleinen Nyingife-Figürchen (Abb. 2), die dem Schnitzer Songuifolo Silué zugeschrieben werden. Ohne das Wissen des Goldenen Schnitts fertigte dieser Schnitzer aus Sirasso, Elfenbeinküste, bis Ende der 1970er-Jahre diese Schutzfiguren in gleicher Proportion bei unterschiedlichem Größenverhältnis (Oberkörper und Kopf stehen im Verhältnis 3:2 im Verhältnis zum Unterkörper mit Beinen). Elsy Leuzinger wird auf Seite 30 im Buch Ahnen – Geister – Götter, Hamburgisches Museum für Völkerkunde, Hamburg 1985, wie folgt zur afrikanischen Proportion zitiert: „Alles, was eine Idee verkörpert, alles, was der ästhetischen Funktion dient und dem Gleichgewicht der Form nützt, wird betont und mit besonderer Sorgfalt behandelt.“ Mal von ihrer sehr gut beschriebenen Bedeutungsproportion abgesehen, zeugt diese von Silué angewandte Streckenaufteilung meiner Meinung nach von einem enormen gestalterischen Bewusstsein. Dieses Talent ist mit dem „absoluten Gehör“ eines Musiker zu vergleichen. Ein gutes Design zeichnet sich zum Beispiel nicht nur durch Form, Farbe oder Material aus. Die Proportion ist das Entscheidende. Die Theorien des Goldenen Schnitts sind nicht in der Afrikanischen Plastik anzuwenden. Es ist schlichtweg falsch, eine afrikanische Figur mit da Vincis vitruvianischem Menschen zu vergleichen. Ich kenne mittlerweile die Werke einiger Koulé (Schnitzer) und Fono (Schmiede) der Senufo, sodass ich mit Bestimmtheit namentliche Zuschreibungen geben kann. Auch muss man wissen, dass ein sogenannter Schnitzmeister ein komplexes Lebenswerk hinterlassen hat. Oft hatten diese Familienmitglieder wie Söhne, Brüder oder Onkel, die ihnen zugearbeitet haben. Wenn ein Schnitzer bekannt war, wie eben ein Songuifolo Silué, Bakari Coulibaly, Sabariko Koné oder Ziehouo Coulibaly, dann waren ihre Arbeiten keine Seltenheit in der Region. Noch heute finden sich Skulpturen von Schnitzern, die 1950 verstarben und deren Name immer noch ein Begriff bei den Senufo ist.

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Design ist Ordnung - Neuordnung ist Kunst, Teil I

Kunstbuch Wenn Neuordnung Ordnung schafft von Markus Ehrhard über die Kunst der Senufo, Elfenbeinküste
Kpelie-Maske von Bakari Coulibaly, Senufo aus Dickodougou, Elfenbeinküste
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Ein Kleid für Grace Jones

Markus Ehrhard entwirft ein Kleid für Grace Jones
Entwurf: Kleid für Grace Jones, von Markus Ehrhard
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Kopfschmuck

Ornito Kopfschmuck mit geschnittenen Federkielen und Edelstein von Markus Ehrhard gefertigt
Kopfschmuck TWISTER Federkiele mit facettierten Onyxkugeln, von Markus Ehrhard
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Freihandzeichnen zwischendurch

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Isabella Blow

Buch When Philip met Isabella mit Widmungen von Philip Treacy und Isabella Blow
Widmungen im Buch "When Philip met Isabella" von Philip Treacy und Isabella Blow für Markus Ehrhard
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Die V&A-Tribute Show 2002

Philip Treacy erhält in London den Moet Chandon Fashio Tribute 2002
Moet Chandon Fashion Tribute to Philip Treacy at the V&A 2002
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Meine Zeit mit Philip Treacy, Teil II

Markus Ehrhard arbeitet in Paris 2003 zusammen mit Philip Treacy an der Warhol Wig aus Federn
Markus Ehrhard und Philip Treacy an der Warhol-Wig aus Federn, Paris 2003
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Meine Zeit mit Philip Treacy, Teil I

Markus Ehrhard mit Philip Treacy in Paris im Januar 2003
Philip Treacy mit Markus Ehrhard, Paris 2003
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Dann das konkrete Logo

Ring mit Haizahn: Das Ornito Logo in Grau mit Schriftzug
Ornito Logo
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Zunächst noch ein Experiment

Experimentelle und freie Arbeit von Designer Markus Ehrhard, Designer von Ornito
"Modern Protozon", experimentelle Arbeit von Markus Ehrhard
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Warum eigentlich der Name Ornito?

Semesterarbeit an der FH Trier von Markus Ehrhard. Thema: Der Vogel.
Semesterarbeit: Der Vogel von Markus Ehrhard, 1995
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